2016. Apple entfernt den Klinkenanschluss der iPhones und bietet Bluetooth-Kopfhörer an, die erst als Meme mit lustigen Bildern verkannt werden. Fast zehn Jahre später sind daraus vier Modelle und die beliebtesten Bluetooth-Kopfhörer geworden – AirPods.
2024 macht Apple mit ihnen erhebliche Fortschritte, ersetzt fast medizinische Geräte und bietet in einem Modell sogar weniger als im Vorgänger. Welche Modelle lohnen sich demnach?
AirPods 4 – Der Star der Show
Die vierte Generation der Bluetooth-Kopfhörer von Apple ist die spannendste Neuentwicklung des diesjährigen Line-ups. Während sich das Design nur marginal änderte und die Earbuds sowie das Gehäuse noch kleiner geworden sind, fanden die Veränderungen vor allem im Inneren statt. Obwohl Apple jetzt das Laden über den Ladepuck der Apple Watch erlaubt oder das Case verkleinert hat, ist dies beinahe irrelevant, im Hinblick auf die Softwarefunktionen.
All das ist darauf zurückzuführen, dass Apple es geschafft hat, aktive Geräuschunterdrückung in einen offenen Earbud zu integrieren. Das, und weitere Highlights sehen so aus:
1. Highlight – Aktive Geräuschunterdrückung
Eines der Kaufargumente der Pro- und Max-Modelle war bisher immer die aktive Geräuschunterdrückung und der Transparenzmodus. Dazu musste der Käufer entweder schwere Over-Ear-Kopfhörer in Form der Max tragen oder sein Ohr mithilfe der Pros verschließen. Das ist nun durch die vierte Generation der AirPods nicht mehr notwendig.
Durch die neuen Mikrofone und den leistungsstarken H2-Chip, kann der Earbud Umgebungsgeräusche ausblenden, obwohl der Hörkanal nicht verschlossen ist. Zwar ist die aktive Geräuschunterdrückung nicht so stark wie bei den Pros oder Max, aber für den Formfaktor der Geräte, ist sie erstaunlich gut.
2. Highlight – Adaptives Audio
Apple ist für den besten Transparenzmodus auf dem Markt bekannt. Die Kopfhörer geben den Ton der Umgebung fast vollkommen natürlich an den Hörer weiter. Noch besser ist lediglich adaptives Audio.
Bei dieser Funktion blendet der AirPod ankommende laute Geräusche im Transparenzmodus aus. Flugzeugstarts, hupende Autos oder auch niederfrequente Umgebungsgeräusche, wie eine Klimaanlage, werden ausgeblendet. Dies passiert beinahe in Echtzeit, sodass das Gehör geschützt wird und der Träger weiterhin Umgebungsgeräusche wahrnehmen kann.
3. Highlight – Konversationserkennung
Während früher Menschen in Bus und Bahn mit einem Kopfhörer im Ohr symbolisierten, dass sie für ein Gespräch bereit sind, müssen Träger der AirPods 4 nicht mal mehr den Earbud aus dem Ohr nehmen.
Wird der Träger angesprochen und spricht selbst, verringert das Gerät automatisch die Lautstärke der Musik, sodass ein Gespräch möglich bleibt. So muss er nicht die AirPods aus dem Ohr nehmen, um Konversationen zu führen.
4. Highlight – Verschiedene Modelle
All die bisher beschriebenen Highlights treffen ausschließlich auf die kostenintensivere Variante der AirPods 4 zu. Apple hat jedoch zwei Modelle veröffentlicht: ein günstigeres, ohne aktive Geräuschunterdrückung, und ein teureres, mit aktiver Geräuschunterdrückung sowie den bisher beschriebenen Highlights.
Wer lediglich ,,günstige“ Bluetooth-Kopfhörer sucht und nicht an den neuen Funktionen interessiert ist, kann so sparen.
Airpods 4 – Wer sollte sie kaufen?
Für die vierte Generation der AirPods eine Kaufempfehlung auszusprechen, ist so simpel wie komplex, denn es handelt sich weiterhin um ein Apple-Produkt. Dadurch ist es teurer als die Konkurrenz und selbst das ,,günstigere“ Modell kostet 150 Euro.
Für manche Personen ist das für einen Bluetooth-Kopfhörer schlicht zu viel Geld, andere hingegen sehen die nahtlose Softwareintegration in Apples Ökosystem. Für folgende zwei Personengruppen sind die beiden Modelle empfehlenswert:
Airpods 4 ohne aktive Geräuschunterdrückung – Wenn es Apple sein soll
Wer Apple will, aber nicht zu viel Geld für Pro- oder Max-Modelle ausgeben möchte, greift zur vierten Generation ohne aktive Geräuschunterdrückung. Case an das iPhone halten, Setup einleiten und das Gerät ist eingerichtet. Sobald der Nutzer die Earbuds in das Ohr setzt, sind sie verbunden und abspielbereit.
Bei diesem Gerät lohnt sich hingegen auch der Blick zu den Vorgängern. Sie sind jetzt günstiger und bieten beinahe dasselbe Klangerlebnis.
Airpods 4 mit aktiver Geräuschunterdrückung – Wenn es drückt im Ohr
Der günstigste Einstieg für aktive Geräuschunterdrückung war bisher im Apple-Universum das Pro-Modell. Das hatte hingegen den Nachteil, dass der Hörkanal durch die Silikonspitzen verschlossen wurde. Wer sich dennoch aktive Geräuschunterdrückung wünscht, ohne Druck auf den Ohren zu haben, sollte dieses Modell wählen.
Unsere Wertung
Unsere Wertung
AirPods Pro 2 – So kann Technik helfen
Anders als die Airpods 4 wurde das Pro-Modell nicht überarbeitet – zumindest nicht aus Hardware-Sicht. Auf Seiten der Software wurde hingegen die Funktion vorgestellt, die Pro-Modelle als Hörgerät zu nutzen. So funktioniert es:
Airpods Pro 2 als Hörgerät nutzen
Um die Funktion zu testen, benötigt der Nutzer ein iPhone oder iPad mit der neusten IOS/iPadOS-Version und muss die Pros mit dem entsprechenden Gerät verbinden. Nun werden in der Einstellungen-App die AirPods angezeigt. In deren Reiter ist ein Hörtest zu sehen, der den Träger schrittweise durch den Test führt.
Beim Test wird der Sitz der Earbuds analysiert und hört der Nutzer einen Piepton, muss er auf sein iPad oder iPhone tippen. Nach circa drei Minuten ist der Test beendet und Apple spricht eine Empfehlung aus, wenn Hörprobleme vorliegen. Dies ist zwar kein medizinischer Test, gibt aber Auskunft, wie es um die etwaige Gesundheit der Ohren steht.
Stellen die Geräte eine Notwendigkeit für Unterstützung fest, kann dies mit der Hörhilfefunktion aktiviert werden. Für Personen, die schlechter hören, ist die Funktion überraschend gut, denn selbst leiseste Geräusche werden wahrgenommen. Wenn eine Person, die über eine normale Hörleistung verfügt, die Funktion aktiviert, nimmt sie selbst das Ticken der Wanduhr wahr und kleinste Umgebungsgeräusche werden deutlich verstärkt. Bei lauten Tönen kann das aber auch den Ohren schaden.
AirPods Pro 2 – Wer sollte sie kaufen?
Auch dieses Jahr gelten weiterhin die Kauffaktoren des letztjährigen Vergleichs. Es handelt sich um dasselbe Gerät, das lediglich weitere Softwarefunktionen erhalten hat, aber die Hardware ist gleich geblieben.
Eine Aktualisierung der Modelle ist eher Ende 2025, Anfang 2026 geplant, sodass der Träger auch von weiteren Softwareneuheiten profitieren kann.
Unsere Wertung
AirPods Max – Schlechter als der Vorgänger
Apple veröffentlichte im Jahre 2020 den ersten eigenen Over-Ear-Kopfhörer, der in einem markanten Aluminiumdesign in bunten Farben strahlte. Dennoch war das Highlight weniger das Design, sondern die aktive Geräuschunterdrückung. Sie war noch besser als bei den Pro-Modellen und schirmte den Hörer völlig von der Umgebung ab.
Vier Jahre später wirken die Max-Modelle ausgedient, denn sie sind:
- schwer
- haben den veralteten H1-Chip
- Lightning, statt USB-C
- mit einem billig wirkenden ,,Case“ geschützt und
- teuer.
Apple konnte vor der Keynote zwei Wege einschlagen: Weg eins wäre es, ein völlig neues Design umzusetzen, das die Geräte leichter, schneller und funktionsfähiger macht. Weg zwei wäre, den neuen Chip einzusetzen, auf USB-C umzurüsten und andere Farben anzubieten. Apple hat sich für Weg zwei entschieden – ohne den Chip zu ersetzen.
In den AirPods Max arbeitet weiterhin der H1-Chip, nicht der H2. Somit fehlen der ,,neuen“ Generation die Kopfgesten, die adaptive Geräuschunterdrückung wird nicht unterstützt und die Akkulaufzeit ist dieselbe geblieben.
Die Farben wurden stattdessen überarbeitet. Grün ist nicht mehr erhältlich, stattdessen gibt es sie nun in Lila oder Orange. Ob auch bei diesen Farben der Bügel irgendwann Verfärbungen aufzeigt, muss ein Langzeittest zeigen.
Die größte Frechheit hingegen ist die folgende:
AirPods Max – DAS fehlt der neuen Generation zum Vorgänger
Apple muss durch die EU jegliche Geräte auf USB-C umrüsten. Zuletzt geschah dies mit dem Zubehör der Macs. Auch die Max-Modelle waren von dieser Umstellung betroffen und bekamen statt Lightning, USB-C. Eigentlich eine hervorragende Umrüstung – eigentlich.
Über Apple Music kann ein Nutzer die beste Musikqualität streamen, falls er keine CD oder ein anderes Medium mit der Musikdatei besitzt. Hört er diese Datei über Bluetooth, gehen Datenpakete und die Tonqualität verloren. Um das vorzubeugen, hören audiophile Menschen weiterhin über ein Kabel Musik.
Da bei allen anderen AirPods-Modellen kein direkter Anschluss am Hörer selbst vorliegt, mussten Tonliebhaber zu den Max-Modellen greifen. Hierzu schloss der Nutzer einen Lightning-Adapter an, der den Ton verlustfrei an den Hörer weitergab.
Dies ist mit der USB-C-Variante nicht mehr möglich. Apple verkauft lediglich das Lightning auf 3,5 mm Klinkenkabel, kein USB-C auf Klinkenkabel. So bleibt der Ton schlechter als mit den anderen AirPods-Modellen, da diese über einen neuen Chip verfügen. Selbst über ein USB-C auf USB-C-Kabel kann der Nutzer keine Musik mit den AirPods Max hören. Ein Debakel.
AirPods Max – Wer sollte sie kaufen?
Wer weiterhin über Bluetooth hört und einen Over-Ear-Kopfhörer von Apple sucht, sollte die Max-Modelle kaufen. Alle anderen Nutzer hingegen sollten zu den anderen AirPods greifen oder sogar andere Hersteller für Over-Ear-Modelle bevorzugen.
Die AirPods Max sind weiterhin nicht ausschaltbar, unfassbar teuer, schwer und der Bügel leiert mit der Zeit durch das hohe Eigengewicht aus.
Unsere Wertung
Fazit – AirPods 4 wow, AirPods Max ciao
Die erste AirPods-Generation hat den Trend der kabellosen Kopfhörer gestartet. Wenige Jahre später hat Apple sich damit nicht nur einen riesigen Absatzmarkt, sondern auch starke Konkurrenz geschaffen. Sony, Sennheiser und selbst Google/Samsung bieten ebenfalls Earbuds und In-Ear/Over-Ear-Kopfhörer an, die klangtechnisch und optisch mit Apple mithalten können.
Stattdessen sind Gesundheitsfunktion, wie die der Pro-Modelle, oder auch die makellose Integration in Apples Ökosystem, Kauffaktoren geblieben.
In der diesjährigen Modellpflege haben die AirPods 4 mit aktiver Geräuschunterdrückung die eindeutigste Kaufempfehlung. Sie bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, während die Max-Geräte ein völliger Fehlkauf sind und nur durch ein Redesign wieder eine Kaufempfehlung wären.