,,One more thing.“ Ein Zitat, so ikonisch wie das iPhone selbst, das eine weltweite Revolution einleitete. Weg von Tastenhandys, hin zu Smartphones. Diese Revolution blieb bei der Apple Vision Pro bisher aus. Doch bisher war sie auch nur in den USA erhältlich und kam mit der ersten Softwaregeneration. Jetzt gibt es sie in Deutschland. Doch lohnt sie sich für den hohen Preis? Und was kann sie überhaupt?
Wann gibt es Apple Vision Pro in Deutschland und wie teuer ist die Apple Vision Pro?
Bevor weitere Informationen folgen, zuerst die wichtigsten zwei Fragen geklärt: wann und wie viel?
Die neue VR-Brille von Apple ist ab dem 12.07.2024 in Deutschland erhältlich und seit dem 28.06.2024 auf Apples Website vorbestellbar. In den USA erschien sie bereits Anfang Februar, wohingegen Deutschland, China, Japan, Singapur, Australien, Kanada, Frankreich und das Vereinigte Königreich bis jetzt warten mussten.
Starten wird das Gerät ab 3999 Euro. Für diesen Preis bekommt der Nutzer lediglich 256 GB. Folgende Größen und Preise sind ebenfalls verfügbar:
- 4249 Euro für 512 GB
- 4499 Euro für 1 TB
Hinzu kommen ,,ZEISS Optical Inserts“ als ,,Reader“ oder per ,,Prescription“. Erstere sind Linsen für Lesebrillen, Letztere verschreibungspflichtige Linsen für Brillenträger. Ebenfalls erhältlich ist die Versicherung AppleCare+, die einmalig 549 Euro oder monatlich 27,99 Euro kostet. Sie schützt vor unabsichtlichen Displaybeschädigungen oder sonstigen Schäden an der Brille.
Was ist im Lieferumfang der Apple Vision Pro und wie lange hält die Apple Vision Pro?
Im Lieferumfang ist das Gerät selbst und folgendes Zubehör:
- Luftdichtung
- Luftdichtungspolster
- Solo Band aus Strickgewebe
- Dual Loop Band
- Cover
- Akku
- Poliertuch
- 30 W USB-C Ladekabel mit Power-Adapter
Die Luftdichtung und das dazugehörige Polster schirmen das Gesicht von der Umgebung ab. So gelangt kein Licht an die Augen und das Erlebnis bleibt immersiv.
Der Nutzer kann wählen, ob er das Solo Band aus Strickgewebe oder das Dual Loop Band aufsetzt. Die Solo-Variante sieht schicker aus und sitzt angenehmer am Hinterkopf, wohingegen die Dual-Variante das Eigengewicht des Geräts ergonomischer verteilt.
Das Cover schützt den empfindlichen äußeren Bildschirm, der anderen Personen anzeigen soll, wann der Nutzer die Umgebung sieht und wann er in der virtuellen Welt abgetaucht ist. Mit dem Poliertuch putzt der Nutzer das äußere Display.
Der Akku ist per Klick-Anschluss mit der Apple Vision Pro verbunden und hat eine Laufzeit von circa zwei Stunden. Möchte der Nutzer die Brille stationär nutzen, muss er sie immer über den Akku an das Ladekabel anschließen. Apple entschied sich für diesen Schritt, da die Vision Pro sonst noch schwerer und unkomfortabler geworden wäre.
Wie viele Kameras hat die Apple Vision Pro? Wie sind die technischen Daten?
Die technischen Daten der Apple Vision Pro sind wesentlich beeindruckender als der Preis oder Lieferumfang, denn erst durch die verbaute Technik wird aus dem Gadget, die beste VR-Brille.
Hauptkomponenten für das Virtual-Realitiy-Erlebnis sind die integrierten Displays in den Linsen, die Kameras und die verbauten Chips. Bei Ersteren setzt Apple auf zwei Micro-LED-Displays, die eine Bildwiederholrate von 90 Hertz haben und bis zu 23 Millionen Pixel darstellen können – damit entspricht die Auflösung mehr als 4K.
Hinzu kommen zwei hochauflösende Hauptkameras, durch die der Nutzer die Umgebung sieht, sechs Tracking-Kameras, die die Umgebung filmen und vier separate Kameras im Inneren der Brille. Sie filmen die Augen, erkennen kleinste Bewegungen dieser und ermöglichen die Authentifizierung des Nutzers via Optic ID. Eine Iris basierte biometrische Authentifizierung, die noch sicherer und schneller als Face ID ist.
Die letzte Komponente ist der Prozessor, wovon die Apple Vision Pro sogar zwei besitzt. Einer davon ist der bekannte M2 aus iPads oder MacBooks. Der zweite Chip wurde für VR geschaffen und nennt sich R1. Er sorgt für ein nahtloses Erlebnis in der Benutzung und lernt das Nutzerverhalten, um noch besser Gesten und Augenbewegungen zu erkennen.
Ist die Apple Vision Pro eine VR-Brille oder eine AR-Brille? Und was ist der Unterschied?
VR steht für Virtual Reality, wohingegen AR für Augmented Reality steht. Diese englischen Begriffe klingen unfassbar kompliziert, sind aber einfach auseinanderzuhalten. Augmented heißt so etwas wie ,,erweitert“. Ähnlich wie in Science-Fiction-Filmen kann so eine AR-Brille im Alltag Zusatzinformationen geben.
Virtual Reality zielt stattdessen darauf ab, den Nutzer in eine ,,virtuelle Realität“ zu versetzen. Sei es in der Wüste Gobi, dem Mount Everest oder auch neben einem Basketballfeld, um das Spiel der Lieblingsmannschaft zu sehen.
Exakt für letzteren Anwendungsfall wurde die Apple Vision Pro vorrangig konzipiert: Extrem hochauflösende Displays, völlige Abschottung von der Außenwelt durch das Luftdichtungspolster und Einschränkungen durch die Software. Geht der Nutzer nur wenige Schritte mit der VR-Brille, wird sofort die Umgebung eingeblendet. Das verhindert nicht nur Verletzungen, sondern auch lustige Pannenvideos mit VR-Brillen wie der Meta Quest.
Wie bediene ich die Apple Vision Pro? Kann ich auch Maus und Tastatur anschließen?
Die Apple Vision Pro hat, bis auf die digitale Krone, keine Tasten. Diese benötigt sie auch nicht, denn die Bedienung ist mit Händen, Augen und der Stimme möglich. Das geht wie folgt:
Augen – Ein Blick genügt
Im ersten Moment wirkt es gruselig, im zweiten Moment vollkommen natürlich. Durch die zahlreichen Kameras in der Brille und die zusätzlichen LiDAR-Sensoren werden jegliche Bewegungen der Augen getrackt. Schaut der Nutzer auf ein Symbol, eine App oder einen bestimmten Bildschirmbereich, nimmt dies die VR-Brille wahr und zeigt es an. Der App-Icon tritt aus der Oberfläche hervor und das Fenster wird dunkler schraffiert. Ideale Voraussetzungen für die nächste Art der Bedienung.
Gesten – Aus Fingern werden Controller
Die Kameras und Sensoren der Apple Vision Pro nehmen nicht nur die Augen, sondern auch die Umgebung wahr und das mit unfassbarer Präzision.
Sitzt der Nutzer bequem auf dem Sofa und hat die Hände auf dem Schoß, genügt ein Tippen mit Daumen sowie Zeigefinger und der hervorgehobene App-Icon ist ausgewählt. Hebt der Nutzer die Hand hoch, erscheint ein Button. Drückt er ihn, erscheint bereits der Homescreen. Stattdessen kann er aber auch die Hand umdrehen, um mit selbigen Schritten das Kontrollcenter zu öffnen.
Wem das zu kompliziert ist, der schließt Apples Magic Mouse und Tastatur an, um die Vision Pro klassisch zu bedienen.
Stimme – Siri
Die letzte Steuerungsmöglichkeit ist Siri. Aktuell ist das noch mühselig, mit Apple Intelligence sollte Siri besser werden.
Was macht man mit einer Apple Vision Pro?
Der wohl wichtigste Aspekt der neuen Produktkategorie von Apple ist die Frage: wozu das Ganze? Ein iPhone ist ein Telefon und kleiner Taschencomputer, ein Mac eine Rechenmaschine zum Arbeiten zu Hause oder To Go, aber was leistet die Vision Pro? Das:
Apple Immersive – Content in der nächsten Dimension
Der 16. Dezember 2009 sollte den Anfang einer kurzen Ära einläuten – 3D. Als Ende 2009 der erste Avatar-Film in 3D erschien, zögerten Hersteller nicht lang, bis die ersten 3D Fernseher erschienen. 15 Jahre später gibt es keine 3D-Fernseher und nur die wenigen Menschen, die das Kino besuchen, kommen in den Genuss. Die Apple Vision Pro ändert das, aber auf ihre eigene Weise.
Sie bietet nicht nur 3D-Filme, ohne nervige 3D-Brille, sondern auch Apple Immersive Video. Bei dieser neuen Art des Contents springen nicht nur blaue Figuren auf den Nutzer zu, sondern der Nutzer hat das Gefühl, im Film zu sein.
Mithilfe mehrerer Kameras wird ein 360 Grad Bild erstellt, das das Anschauen noch immersiver macht. Es fühlt sich an, als wäre der Nutzer vor Ort. Sei es beim nervenaufreibenden Klettern der Weltmeisterin oder einem Konzert von Alicia Keys. Mit Worten ist dies schwer zu beschreiben, denn ein Aufsetzen der Brille macht jedes Wort bedeutungslos.
Kinomodus – Leinwand in jedem Raum
Wer die nötige Technik und den Geldbeutel hat, kauft keinen Fernseher, sondern baut sich ein Heimkino. Surround-Anlage, Beamer und Leinwand sind dafür nötig. All das vereint die Apple Vision Pro und macht es noch besser.
Mit Disney+ und in Zukunft folgenden Streamingdiensten, setzt der Nutzer die Brille auf, wählt die Streaming-App und kommt in den Kinomodus. Das Surrounding wird zu einem Kinosaal und eine riesige Leinwand taucht mitten im Raum auf. In den eigenen vier Wänden ist das langweilig und nur alleine möglich, im Flugzeug oder in der Bahn ist es ein Segen.
Durch die VR-Brille sind die Augen und Ohren vollständig von der Außenwelt abgeschirmt und ein zehn Stunden Flug oder eine ausgiebige Bahnfahrt vergeht ,,wie im Flug“.
Nahtlose Integration von Macs – Arbeiten ohne Ablenkungen
Das immer stärker akzeptierte Homeoffice ist eine der wenigen positiven Folgen der Pandemie. Mit dem Homeoffice gehen aber auch Ablenkungen einher. Das Smartphone als willkommene Unterhaltung oder auch die Glühbirne, die exakt jetzt endlich mal ausgetauscht werden muss. Die Apple Vision Pro verhindert das und macht das Arbeiten sogar besser.
Wenn der Nutzer mit einem Mac arbeitet, ersetzt die Vision Pro den Monitor. Die VR-Brille pairt sich mit dem Mac, schneidet die Tastatur im Sichtfeld aus und bietet die Möglichkeit, mehrere Arten von Monitoren darzustellen. Selbst ein Ultraweitwinkel-Monitor ist möglich, um an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten.
Sport – Endlich mal Courtside sitzen
Die Welt des Sports ist riesig. Von Randsportarten bis hin zu Fußball wird heutzutage beinahe alles Live übertragen. Olympia, Wimbledon oder auch Fußball sind nicht nur vor Ort spektakulär, sondern auch vor dem Fernseher. Doch was den Stadionbesuch vom Fernsehabend unterscheidet, ist das ,,Dabei-Sein-Gefühl“.
Selbst mit dem besten Beamer und Heimkino ist der Unterschied erheblich. Mit Apples VR-Brille wird das Sporterlebnis in Teilen besser als im Stadion. Bei der Formel 1 sieht der Nutzer jegliche Boliden auf allen virtuellen Streckenabschnitten, verfolgt gleichzeitig das Live-Bild des TVs und erfährt zusätzliche Informationen, die die Formel 1 bereitstellt. Ähnlich ist es im Golf.
Beim Basketball hingegen sitzt der Nutzer Courtside, das sind die besten Plätze direkt neben dem Feld, und hat das Gefühl, im Stadion zu sein.
Lernen – Aus VR wird AR
Die Apple Vision Pro setzt ihren Fokus nicht vollständig auf VR, sondern ermöglicht auch AR. Während einige Funktionen dabei noch nicht vollkommen freigeschaltet sind und erst mit weiteren Apps folgen, ist bereits jetzt das Potenzial zu sehen.
Medizinstudenten können nicht nur aus Lehrbüchern den menschlichen Körper erfahren, sondern in der virtuellen Welt. Organe sehen, Hormonstoffwechsel nachvollziehen oder auch Verletzungen rekonstruieren. Ein Chirurg kann die Operation vorher virtuell vollziehen, bevor er den Menschen aufschneidet oder auch während der Operation Informationen erhalten.
Selbiges gilt für Kfz-Mechatroniker. Ist der Bauplan des Fahrzeugs auf der VR-Brille installiert, erkennt er Einzelteile und kann den Fehler schneller finden.
Überall dort, wo die virtuelle und die tatsächliche Realität hilfreich miteinander verschmelzen können, wird es in Zukunft Apps für die Vision Pro geben.
Spatial Video/Photo – Momente neu erleben
Das beste Feature ist Spatial Video/Photo, denn es macht Fotos und Videos erlebbar. Über KI oder das Filmen im Querformat berechnet die Apple Vision Pro das Foto oder Video neu. In der Photo-App taucht ein Fenster auf, in dem das Foto oder Video dargestellt wird.
Es ist aus mehreren Perspektiven betrachtbar und wirkt fast so, als wäre der Nutzer im Moment des Fotos oder des Videos. Insbesondere bei schönen Momenten oder verstorbenen Verwandten ist dies eine Möglichkeit, Momente immer wieder zu erleben und Erinnerungen mit den Liebsten aufleben zu lassen.
Fazit – Wenn sie nicht so teuer wäre…
Die Apple Vision Pro ist die beste VR-Brille auf dem Markt. Sie hat, für Apple typisch, das beste Design, die beste Hardware und ein konsequent simples Benutzerverhalten. Doch wofür das alles?
Sie macht den Medienkonsum noch besser, die Arbeit produktiver und zeigt neue Wege auf, wie Menschen mit Technik umgehen können. Doch all das hat seinen Preis. Mit 4000 Euro in der Basisversion ist sie schlicht zu teuer für die breite Masse. Würde sie so viel wie ein iPhone kosten, wäre die Einstiegshürde geringer, weshalb Apple bereits an einer ,,günstigeren“ Version arbeiten soll.
Das Nutzererlebnis einer Apple Vision Pro ist letztlich nicht mit Worten zu beschreiben. Es ist auch nicht durch Videos oder Fotos erlebbar, sondern erst beim Aufziehen der VR-Brille. Erst, wer durch die überragenden Displays geschaut, die Intuitivität der Benutzung erlebt und in die virtuelle Welt geblickt hat, kann den Nutzen der Apple Vision Pro und ihre Auswirkungen auf die Tech-Welt nachvollziehen.