Hellblade II ist ein grafisches und atmosphärisches Fest. Wenn Sie vor allem kurze Spiele mögen, sind Sie hier richtig.
Vorweg möchte ich in wenigen Sätzen auf den ersten Teil eingehen. Wenn Sie ihn bisher nicht gespielt haben, kann ich Ihnen das Spiel nur ans Herz legen. Im ersten Teil spielt sich das Spiel größtenteils im Kopf von Senua ab. Aufgrund dessen, dass die Nordmänner die Heimat von ihr überfielen und ihr Geliebter Dilion ein Opfer wurde, bekam sie einen psychischen Knacks. Durch die innere Zerrissenheit hörte sie ständig Stimmen, auch als die Furien bekannt, und kämpfte mit ihren inneren Dämonen.
Ich bin kein Psychologe, aber finde es höchst erstaunlich, wozu wir Menschen fähig sind. Sei es in Not, eine Mutter, die ein Auto anhebt, um ihr Kind zu retten oder ein trauriger Mensch, der sich in einer eigenen Realität zurückzieht. Die Psyche ist ziemlich komplex und die Macher rund um Hellblade haben einen Grundriss dessen gezeigt, was ein nach einem schweren Schicksalsschlag passieren kann. Aber nun kommen wir zu der fulminanten Fortsetzung, die viele Stärken aufweist, aber auch an einigen Stellen besser sein könnte.
Der Beginn von Hellblade II
Die Handlung setzt nahtlos nach dem ersten Teil an. Senua hat den Verlust ihres Geliebten größtenteils überwunden und will im Kern des Übels vordringen – nämlich nach Island. Somit brachte sie sich selbst in die Situation, auf einem Sklavenschiff der Nordmänner zu sein. Durch einen Sturm finden Sie sich dann an einem Strand wieder und müssen schließlich um Ihr Überleben kämpfen. Jedoch ist nicht nur Ihr Überleben wichtig, sondern auch das der Sklaven, die Sie beschützen wollen.
Wenn Sie bereits die erste halbe Stunde in diesem Spiel verbracht haben, werden Sie merken, dass es hier nicht zimperlich zugeht. Unbewaffnete Menschen werden gnadenlos abgeschlachtet und auch Sie müssen in der Haut der tapferen Senua Ihr Können unter Beweis stellen, um nicht zu schnell das Zeitliche zu segnen. Mithilfe eines Schwerts können Sie sich gegen allerlei Ungetüm verteidigen. Dafür gehe ich im nächsten Abschnitt näher auf das Kampfsystem für Sie ein.
Das Kampfsystem von Hellblade II
Wie im ersten Teil gibt es eine begrenzte Anzahl an Gegner. Nur ist es diesmal noch begrenzter, denn Sie stoßen immer nur auf einen Gegner. Zwar ist der Übergang häufig so nahtlos, dass Sie das Gefühl bekommen könnten, Sie würden gleichzeitig gegen mehrere antreten, aber dem ist nicht so. Schlimm fand ich es einerseits nicht, da so die Konfrontation gegen einen einzelnen Gegner intensiv dargestellt wird. Dennoch hätte ich es herausfordernder gefunden, wenn mehrere Gegner zugleich auf einem zugestürmt wären. Es muss nicht gleich eine ganze Armee sein, aber ein oder zwei Gegner mehr, würden ein deutlich mehr in die Bredouille bringen.
Dennoch gefiel mir die Intensität, denn die ist ohnegleichen. Zuletzt habe ich solch eine immense Gewalt in God of War erlebt, denn dessen Kampfsystem fand ich bei den beiden zuletzt erschienenen Teilen einfach unglaublich. Nur finde ich manche Aspekte bei Hellblade II teilweise noch besser. Senua mag nämlich eine begnadete Kriegerin sein, aber sie ist trotz allem ein Mensch. Wenn ein kräftiger Hüne stark zuschlägt und Sie einfach abblocken, fallen Sie auf dem Boden zurück und müssen erst mal zu Atem kommen.
Ich muss auch die auditive Leistung loben, wenn die Protagonistin mit einem Kampfschrei einen stärkeren Schlag ausführt und selbst der Gegner zurückweichen muss. Wenn Sie im richtigen Moment blocken, können Sie manche Gegner sogar unmittelbar erledigen. Es ist sogar möglich, dass Sie dem Tod knapp entgehen können, wenn Sie verletzt auf dem Boden liegen. Außerdem gibt es noch den Fokus, den Sie mit mehreren Treffern aufgeladen haben und somit das Blatt wenden können. Dann wird alles in Zeitlupe wiedergegeben und Ihre Schläge sind noch wuchtiger.
Was mir an Hellblade II generell gefällt, ist der Verzicht auf eine Lebens- oder Ausdauerleiste. Somit wird der Kampf realistischer und intensiver. Sie wissen nicht, wann es vorbei ist. Lediglich der Bildschirm wird dunkler und am Rande etwas rötlich, wenn es langsam eng wird. Alles in allem weist Hellblade II ein authentisches und brutales Kampfsystem auf und setzt für mich die Messlatte ganz weit nach oben. Ich hätte mir bloß noch ein wenig mehr Herausforderung gewünscht, aber für ein intensives Cinematic-Abenteuer ist das auch nicht wirklich notwendig.
Die Grafik und Technik von Hellblade II
Die Unreal Engine 5 zeigt das, was sie kann. Ich habe noch nie so schöne Landschaften in einem Spiel gesehen. Dadurch wirkt die Vulkaninsel und allerlei Umgebungen davon nahezu fotorealistisch. Aber voran sind die Gesichtsanimationen die großen Stärken von Hellblade II. Sie erkennen jede einzelne Emotion in Senua oder anderen Charakteren. Zuletzt habe ich insbesondere bei Spielen wie Last of Us Part I oder Last of Us II solch tolle Animationen gesehen. Es gibt nicht viele Spiele, die auf diesem Niveau sind und alles so real präsentieren.
Hellblade II ist natürlich ziemlich Hardware-hungrig. Selbst meine RTX 3090, die in letzten Generation zu der stärksten Grafikkarte gehörte, die TI-Version mal ausgenommen, kam mächtig ins Schwitzen. Nur dank der Upscaling-Technologie von Nvidia kam ich im Schnitt auf 50 bis 60 Bilder pro Sekunde. Alles aber in höchsten Einstellungen in einer 4K-Auflösung. Die DLSS-Einstellung war auf ausgeglichen. Auf dem Qualitätsmodus wäre die Framerate im Durchschnitt nur bei 45 bis 50 Bildern pro Sekunde gewesen. Das Spiel weist aber noch mehr Upscaling-Technologien wie FSR, Intel Xess und TSR auf. Mit der Technologie von Intel wäre ich sogar im Durchschnitt bei 70 Bildern pro Sekunde gewesen. Demzufolge muss ich sagen, dass die Technologien bei diesem Spiel wunderbar zum Einsatz kamen und die Leistung massiv verbessert haben. Auch die Lichteffekte bei den Landschaften machten einen guten Eindruck, ebenso die realistische Darstellung vom Schatten.
Hellblade II läuft nicht umsonst auf der Xbox Series X mit nur 30 Frames pro Sekunde, denn es ist ein reines Grafik-Monster. Ich bin beeindruckt über das, was mittlerweile möglich ist. Bis wir aber in den Genuss kommen, solche grafische Intensität auch bei Open-World-Spielen zu erleben, dauert es wohl noch etwas. Schließlich ist Hellblade II ein schlauchiges Spiel mit einzelnen Abschnitten, das nicht so viele Details wie in einer riesigen Open-World aufweist.
Die Handlung in Hellblade II
Ich werde für Sie nur ganz grob auf die Handlung eingehen. Anfangs habe ich ja bereits das Sklavenschiff erwähnt. Im Kern der Geschichte geht es darum, dass Senua das Übel an der Wurzel anpacken und die Sklaverei und das Elend stoppen möchte. Es ist aber nicht alles so, wie Sie es sich vorgestellt hätte. Selbst die eigene Bevölkerung leidet unter der Sklaverei und unter den brutalen Überfällen der Draugr oder der Riesen. Demzufolge müssen Sie die Geheimnisse dahinter lüften.
Diesmal gibt es in der Geschichte aber auch Gefährten, weswegen die Geschichte deutlich anders ist, als im ersten Teil. Senua kämpft zwar immer noch mit ihren Dämonen und abstrusen Wahnvorstellungen und Visionen, aber vieles findet in der echten Welt statt. Ich habe für das Abenteuer zwischen sechs und sieben Stunden gebraucht. Ich hätte gern noch mehr von dieser Welt gesehen, aber fand es wirklich zur Abwechslung erfrischend, wie kurz und knackig die Handlung ist.
Die Rätsel und die Atmosphäre
Durch die Veränderung der Topografie können Sie bestimmte Pfade freischalten und somit an neuen Orten gelangen. Dies trifft bei bestimmten Rätselabschnitten ein, wenn die ominösen Kugeln in der Luft auftauchen. Ich bin kein großes Rätselgenie, war aber wirklich stark unterfordert und fand die Lösungen viel zu leicht. Klar, ich muss jetzt keine schweren Superrätsel haben, aber ein etwas höherer Schwierigkeitsgrad wäre in dieser Hinsicht wünschenswert gewesen. Auch die typischen Symbol-Rätsel sind übrigens wieder mit von der Partie.
Trotz allem liegt die Stärke in der Atmosphäre, wenn Sie die ständigen Stimmen oder im Kampfgeröll die nordische Musik hören, oder das Klirren von Stahl spüren. Für mich ist die Atmosphäre die größte Stärke in diesem Spiel. Schließlich ist die Immersion alles, um in einem Spiel hinabzutauchen und alles zu vergessen, oder nicht? Einzig das Gameplay hätte noch etwas mehr bieten können als nur kleine Geschichtserzählungen in Form von Lehrensäulen.
Diese Dinge finde ich besonders gut
- Die lebensechten Gesichtsanimationen ziehen ein in die Handlung rein. Mit ein wenig Empathie fühlt man, wie sehr die Charaktere leiden und diese starke Stimmungserzeugung ist einfach ohnegleichen.
- Auch die knackigen Kämpfe, das Klirren von Stahl und die Kill-Animationen sind absolut fantastisch. Wenn Sie das Donnergrollen hören und sich fühlen, als würden Sie selbst um Ihr Leben kämpfen.
- Die Darstellung der psychischen Zerrissenheit, in Form von Wahnvorstellungen oder Stimmen im Kopf. Wenn Sie dieses Abenteuer mit guten Kopfhörern genießen, ist es umso authentischer.
- Starke englische Synchronisation, die allesamt einen überzeugenden Job gemacht haben.
- Unglaubliche Licht- und Grafikeffekte.
Diese Dinge finde ich nicht so toll
- Die Rätseleinlagen waren zu einfach und auch das Kampfsystem hätte etwas herausfordernder sein können.
- Dann hätte ich mir noch kleine Geschichten gewünscht, die zwischen den Arealen möglich gewesen wären. Ganz einfach in Form von kleinen Nebenquests oder Unterhaltungen, die sich wie eine Haupthandlung anfühlen. Es wäre interessant gewesen, mehr von dieser Welt zu sehen und nicht nur einzelne Abschnitte abzuklappern. Falls Sie mal Last of Us gespielt haben, wissen Sie, was sich meine. Selbst in diesem Story-Spiel gibt es Dialoge oder Begegnungen mit diversen Charakteren, die nicht die Handlung tragen, aber die Immersion der Welt enorm ergänzen. Kurz gesagt, ich fand die Abschnitte bei Hellblade II zu linear aufgebaut.
- Geringer Wiederspielwert, da es keine großen Gameplay-Mechaniken gibt, wie diverse Waffen oder Entscheidungen. Es ist schließlich nur ein kurzes Story-Spiel.
Fazit zu Hellblade II
Hellblade II ist ein Meilenstein in der Videospielgeschichte und zeigt uns, wo die Reise in naher Zukunft hingehen kann. Die Intensität der Kämpfe und die grafische Präsentation sind auf einem exzellenten Niveau. Der Aufbau ist nur leider etwas zu linear und auch die Rätsel hätten besser sein können. Alles in allem können Sie mit Hellblade II ein unvergessliches Abenteuer erleben, das die psychische Zerrissenheit erfolgreich darstellt. Das Spiel bekommt von mir 8/10 Sterne.