Das Kindle Scribe 2 ist, wie der Name erahnen lässt, der Nachfolger des Scribe, welches vor etwas mehr als einem Jahr erschienen ist. Nach dem Motto „ändere nie ein funktionierendes System“ hat Amazon beim Scribe 2 nur an einzelnen Details quasi Feinjustierungen vorgenommen. Ich stelle Amazons aktuellstes Paper-Tablet vor und gehe dabei auch auf die Neuerungen ein.
Kindle Scribe 2: Technische Details & Inbetriebnahme
Technische Details
- Bildschirmgröße: 10,2 Zoll
- Speicher: 16/32/64 GB
- Display: 300 ppi, Active Canvas (E-Ink)
- Frontlicht: Integriert, adaptiv bzw. individuell einstellbar
- Gewicht: 433 g
- Wasserfest: nein
- Akku: bis zu 12 Wochen
- Laden: mit Kabel
- Unterstützte Formate: Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW), TXT, PDF, ungeschützte MOBI, PRC nativ; HTML, DOC, DOCX, JPEG, GIF, PNG, PMP nach Konvertierung, Audible-Audioformat (AAX)
- Lieferumfang: Paper-Tablet, USB-C auf USB-A Kabel, Kindle Scribe Premium-Pen, Ersatz-Spitzen
Kindle Scribe 2: Das ist neu!
Egal, ob ihr gerade zum ersten Mal den Kauf eines Paper-Tablets oder den Neukauf des Scribe überlegt, sind die Neuerungen im Vergleich zum Kindle Scribe der 1. Generation wohl das Interessanteste. Hier erstmal das Wesentliche auf einen Blick:
- Weißer Rand (statt schwarz)
- PIN-Eingabe
- Active Canvas für Notizen in Büchern
- Neue Farbe erhältlich
- Handschrifterkennung
Die wichtigste Neuerung ist das Active Canvas E-Ink-Display. Was genau kann Active Canvas? Man hat ab sofort die Möglichkeit, Bücher im laufenden Text mit Notizen zu versehen. Sobald man etwas hingeschrieben hat, verschiebt sich der Fließtext zugunsten der Notiz. Das ist eine Funktion, die ganz besonders Schülern oder Studierenden zugute kommt – und natürlich jedem anderen, der Anmerkungen in Büchern machen möchte. Getestet habe ich das übrigens mit irgendeinem zufällig ausgewählten Buch aus dem Prime-Reading-Angebot.
Auf Platz 2 der neuen Features ist die PIN-Eingabe. Um die kommt man nun auch nicht mehr herum und man darf auch keine „lieblosen“ PINs wie 1111 oder 1234 eingeben. Für viele ist diese nun erfolgte Sicherung der Inhalte ganz klar eine Verbesserung zum Vorgänger, denn nun sind die persönlichen Notizen nicht mehr frei für jeden zugänglich, der das Kindle Scribe in die Hände bekommt. Wer das Kindle Scribe 2 eigentlich nur daheim benutzt oder gerne schnell mal Notizen machen möchte, für den kann das durchaus mal überflüssig sein.
Der weiße Rand (nicht zu verwechseln mit dem Rahmen), der das „Papier“ umgibt, lässt die Displayfläche des Kindle Scribe 2 größer erscheinen, als das beim Scribe 1 mit dem schwarzen Rand der Fall war. Es handelt sich hierbei also um eine reine Design-Änderung, die aber definitiv positiv ist.
Die neue Farbe, nämlich Jadegrün, ist eine schöne zusätzliche Option für alle, die nicht schon wieder ein anthrazitfarbenes Gerät möchten.
Die Handschrifterkennung mit KI
Dann ist da noch die Sache mit der Handschrifterkennung mittels KI. Die ist nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte, aber sie funktioniert. Erwartet hatte ich, das sich handschriftlichen Text markieren und in Reinschrift auf dem Kindle Scribe 2 umschreiben lassen kann. Das kann das Gerät tatsächlich nicht. Was es kann ist, dass man über die Senden-Funktion (die findet man oben rechts im Dokument) auswählen kann, dass die Handschrift konvertiert und das Ergebnis dann per Mail geschickt werden soll.
Ich bekam dann ziemlich flott eine Mail, die zwei Download-Links enthielt. Der eine führte zu einem „durchsuchbaren PDF“ – das war meine handschriftliche Notiz als PDF. Der andere zur Textdatei. Um diese zu erhalten, wird man auf die Amazon-Server weitergeleitet – die „Übersetzung“ erfolgt also nicht lokal im Scribe 2, sondern bei Amazon. Als Dokument bekommt man dann eine ganz einfache Datei im txt-Format, die mehr oder weniger unformatiert den Inhalt der Notiz wiedergibt.
Die Übersetzung selbst ist sehr gut und es können dafür auch mehrere zugrundeliegende Sprachen gewählt werden. Dass das Ganze auf den Amazon-Servern stattfindet, mag manch‘ einen stören.
Kindle Scribe 2 & Kindle Scribe 1: Vergleich in Bildern
Kindle Scribe 2: Das kann das E-Notizbuch
Das Kindle Scribe ist ein E-Book-Reader und ein Paper-Tablet. Das heißt, ihr könnt damit E-Books lesen und darauf schreiben. Als E-Book-Reader verfügt es über exakt dieselbe Startseite, wie alle Kindle-Reader. Dort findet ihr alle eure zuletzt genutzten Dokumente und Bücher sowie allerlei Vorschläge von Kindle Unlimited oder Prime Reading. In der Bibliothek sind alle eure Bücher und Hörbücher gelistet und unter Notizbücher findet ihr die Paper-Tablet-Funktion.
Über das „Plus“ legt man dort dann einen neuen Ordner oder direkt eine Notiz an. Für die Notiz gibt es verschiedene Formatvorlagen, sei es liniert, kariert, weiß, mit Kästen und Zeilen, Notenzeilen und vieles mehr. Neue Papiervorlagen sind seit dem Srice 1 nicht dazugekommen. In der Notiz findet ihr standardmäßig links eine kleine Toolbar, in welcher man die Dicke der Linie des Schreibstifts oder Markers (markiert in Grau) und des Radiergummis auswählen kann. Zusätzlich gibt es einen „zurück“-Button, mit dem ihr das soeben Geschriebene oder Gemalte rückgängig machen könnt, das Hand-Symbol, mit dem ihr auf „Blättern“ umschalten und so zum einen weitere Seiten anlegen und zum anderen zwischen diesen Wechseln könnt. Zu guter Letzt findet man hier noch die drei Pünktchen, die es ermöglichen, die Toolbar auf die rechte Seite zu verschieben – ein Segen für alle Linkshänder!
Schreiben und Zeichnen mit dem Kindle Scribe 2
Wenn man sich für eine der 24 Formatvorlagen entschieden hat, geht’s auch schon los. Der Premium-Pen, der standardmäßig inbegriffen ist, liegt dabei gut in der Hand, ist so leicht, dass das Halten des Stiftes nicht belastend ist und hat zugleich ausreichend Gewicht, dass man „etwas in der Hand hat“. Die Oberfläche des Kindle Scribe 2 ist so gestaltet, dass es sich wie Schreiben auf Papier anfühlt, zumindest so leicht und doch mit einem gewissen Widerstand (im Gegensatz zur spiegelglatten Oberfläche normaler Tablets).
Über die Toolbar kann man zwischen Stift, Textmarker, Füller, Bleistift und Radiergummi und hier zwischen verschiedenen Stärken wechseln. Für einen schnellen Wechsel zwischen Stift und Radiergummi (in der aktuell mittels Toolbar gewählten Stärke) verfügt der Scribe-Pen außerdem über einen „Radiergummi“ am oberen Ende des Stiftes sowie einen Knopf am unteren Ende, welcher bei Gedrückthalten standardmäßig den Textmarker aktiviert. In den Einstellungen des Paper-Tablets kann man diese Shortcut-Taste individuell belegen, wer also lieber den Füller stets griffbereit hat, kann auch diesen auf den Knopf legen.
Dass Amazon stets die Möglichkeit hat, noch per Update Features für das Schreiben nachzureichen, merkt man daran, dass den Füller und den Bleistift mittlerweile auch das alte Scribe hat. Es bleibt also immer ein bisschen Spannung, was da noch kommen mag.
Tatsächlich erlaubt der Kindle Scribe 2 bzw. die Bleistiftfunktion nun auch das Zeichnen und Skizzieren auf höherem Niveau. Klar, damit ist der Scribe 2 noch immer kein Zeichentablet, aber es macht ihn um ein ganzes Stück vielseitiger.
Kindle Scribe 2: PDFs importieren und exportieren
Wenn man Notizen oder Skizzen aus dem Scribe gerne mit anderen Teilen, Ausdrucken oder anderweitig außerhalb des Kindle nutzen möchte, dann kann man sich oder anderen diese ganz einfach per E-Mail als PDF zuschicken. Dafür tippt man einmal auf die obere Hälfte des Bildschirms, wo sich nun ein kleines Menü öffnet. Hier finden sich links der Name des Notizbuches und der Weg zurück auf die Übersichtsseite und rechts drei Symbole. Das Mittlere mit dem Pfeil gibt euch die Möglichkeit des Versendens per E-Mail. Das Notizbuch kommt dann als PDF an.
Andersherum geht das Ganze übrigens auch, ihr könnt PDFs und einige andere Dateiformate auf den Kindle Scribe schicken und dort dann mit handschriftlichen Notizen versehen. Eine Möglichkeit ist die Nutzung eines USB-Sticks (USB-C). Die schnellere Lösung ist Send to Kindle. Über diese Website kann man schnell und einfach verschiedenste Dokumente an die Kindle Bibliothek schicken und diese dann bearbeiten. Hier findet ihr auch die Links zu passenden Kindle-Apps sowohl für Smartphones als auch als Browser-Erweiterung, Windows- oder MAC-App.
Um über die Kindle-App beispielsweise auf dem iPhone ein PDF an den Scribe 2 zu senden, muss man auf die Datei selbst tippen und über „Datei senden“ in der dortigen Liste der Apps die Kindle-App wählen. Ein Senden aus der App heraus klappt indes nicht.
In der Kindle-App sind die auf dem Kindle Scribe 2 erstellten Notizen ebenfalls einsehbar. Ich betone das Wort einsehbar, denn mehr als Anschauen geht tatsächlich nicht. Das wäre noch eine Möglichkeit, zur Verbesserung, wenn man direkt aus der App die Notizbücher herunterladen oder verschicken könnte.
Lesen mit dem Kindle Scribe 2
Der Kindle Paperwhite Scribe verfügt außerdem über ein adaptives Frontlicht. Das bedeutet: Das Buch wird beleuchtet, wenn die Umgebung dunkler wird. So könnt ihr auch im Bett bei völliger Dunkelheit lesen, ohne zusätzliches Licht einzuschalten. Das ist eine tolle Sache für jene, die nachts lesen wollen, während neben ihnen jemand schläft. Die Helligkeit des Frontlichts ist dabei stets so, dass es wirkt, als würde man eben ein Buch bei normalen Lichtverhältnissen in Händen halten – also möglichst stressfrei für die Augen. Natürlich wird man gerade in einem dunklen Raum auf Dauer trotzdem beim Lesen müde.
Gleichzeitig sorgt das matte und spiegelfreie Display dafür, dass ihr auch bei sehr hellen Lichtverhältnissen, also beispielsweise draußen in der Sonne, weiterhin komfortabel lesen könnt – eben wie bei einem Papierbuch.
Viel Platz auf 10,2 Zoll
Das 10,2-Zoll-Display bietet sehr viel Platz – viel mehr als das 6,8-Zoll-Display der meisten anderen E-Book-Reader von Kindle. So können Magazin-Seiten noch schöner dargestellt oder Bücher in großer Schrift besonders gut genossen werden. Für Lesekomfort sorgt der auf einer Seite etwas breitere Rand, an dem man den Kindle Scribe gut festhalten kann. Andererseits ist er mit 433 Gramm fast doppelt so schwer wie der Kindle Paperwhite. Das macht ein mit einer Hand Festhalten, während man im Bett liest, auf Dauer anstrengend.
Der breite Rand auf der eine Seite fällt zudem unter die Kategorie „entweder praktisch oder elegant“ und während die einen froh sind um den ordentlichen Haltebereich, ist für andere ein solcher Rand ein optischer Faux-Pas. Es ist eben nicht alles für jeden was.
Übrigens: Der Scribe-Bildschirm ist fähig, sich vertikal um 180 Grad zu drehen. Je nachdem also, ob ihr ihn mit der linken oder rechten Hand halten wollt, könnt ihr den breiteren Rand auf der passenden Seite nutzen.
16, 32 oder 64 GB Speicherplatz?
Den Kindle Scribe 2 gibt es in drei Speicherplatz-Größen, nämlich 16 GB (419 Euro), 32 GB (439 Euro) und 64 GB (469 Euro). Als Richtwert könnt ihr euch merken, dass auf 32 GB Speicherplatz circa 26.000 E-Books Platz haben. Eure Notizen verbrauchen ebenfalls nur wenig Speicherplatz. Für den durchschnittlichen Menschen reichen also schon 16 GB vollkommen. Wer auch Hörbücher und davon möglicherweise mehrere zugleich abspeichern möchte, der braucht etwas mehr Speicher und sollte wenigstens zu 32 GB greifen. Wer einfach gefühlt unendliche Kapazitäten für die private digitale Bibliothek und auf sehr lange Sicht seine Ruhe möchte, der nimmt 64 GB.
Testergebnis: Kindle Scribe 2
Eigentlich hatte ich beim Kindle Scribe 2 auf ein farbiges Display getippt. Doch Amazon hat wie üblich keine Eile, der Konkurrenz hinterher zu eifern und hat sich auf die Verbesserung dessen konzentriert, was eh schon funktioniert. Das Display ist zwar kein buntes E-Ink, dafür aber eines mit einem sehr schönen, kräftigen Kontrast. Schwarz ist hier Schwarz. Die Funktionalität, das Schreiben und Lesen sind beim Scribe 2 wieder genauso hervorragend, wie beim Vorgänger. Das adaptive Frontlicht ist ein Segen, die Beleuchtung generell richtig gut.
Die Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger sind jeweils Dinge, deren Sinn von den Bedürfnissen des Nutzer abhängt. Die Active-Canvas-Funktion ist eine gute Sache, für den der genau auf sowas gewartet hat. Die PIN sorgt für Sicherheit – oder für eine Hürde. Die Handschrifterkennung läuft über Amazons Server und kommt als txt-Datei per Mail. Wer jetzt sagt „Genau DAS wollte ich!“, der bekommt hier ein sehr gutes Paper-Tablet.
Wer sagt „ich hätte gern ein E-Notizbuch und einen Reader im Großformat“, der kann sich jetzt überlegen, ob der das Kindle Scribe 2 kauft, oder zum reduzierten Scribe 1 greift. Wer das Scribe 1 besitzt und die genannten Neuerungen nicht braucht, der darf getrost bei seinem bisherigen Gerät bleiben.