Vom „Must-have“ haben sich Webcams mittlerweile zu einer wichtigen, aber letztlich optionalen Ergänzung entwickelt. Denn über eine Kamera, die für Video-Konferenzen und ähnliches taugt, verfügt im Grunde jeder Laptop und jedes mobile Gerät. Mit der MX Brio will Logitech deshalb vor allem durch Qualität in Form von 4k-Auflösung und jeder Menge Einstellmöglichkeiten punkten. Ob das so hinhaut und für wen die Webcam geeignet ist, verrät unser Test.
MX Brio: Verarbeitung und Schwenkarm
Mit ihrer Größe von 6 x 10 x 4 Zentimeter ist die Logitech MX Brio für eine Webcam eher klein, was aber nicht schlecht ist. Wertig fühlt sich auch das Gehäuse der Kamera an, das aus Aluminium besteht. Sehr schön: Die Linse der Logitech MX Brio lässt sich mechanisch auf- und zudrehen, was allen Nutzern gefallen dürfte, die Wert auf Datenschutz legen. Damit ist die Logitech MX Brio nicht nur Modellen der Konkurrenz in Puncto Haptik voraus, sondern auch dem Vorgängermodell, das Logitech 2017 auf den Markt brachte. Was es dagegen nicht gibt, ist ein Infrarot-Sensor. Der ist vor allem wichtig, wenn man sich über Windows Hello und die dort angebotene Gesichtserkennung auf seinem Microsoft-Rechner anmelden möchte.
Eine Besonderheit an der Logitech MX Brio ist der Schwenkarm. Zwar lässt er sich nur vertikal ausrichten (man kann die Kamera selbst horizontal um die eigene Achse drehen), klappt man ihn aber die gesamten 90 Grad aus, schaltet die Kamera in einen Präsentationsmodus um. In ihm kann man Skizzen und Notizen teilen. Damit dieser „Show Mode“ ohne Probleme funktioniert, muss die Webcam über eine gute Halterung verfügen, was sie auch tut. Der Klemmarm, auf den die MX Brio gesteckt wird, ist stabil und gleichzeitig recht flexibel, damit ist auch das mehrfache Umschalten zwischen Präsentationsmodus und normalem Modus kein Problem.
MX Brio: Die Installation
Die Installation der MX Brio läuft auf den ersten Blick erstaunlich einfach ab – sofern man ein Smartphone dabei hat oder ein anderes Gerät, mit dem sich QR-Codes auslesen lassen. Denn über eine ausgedruckte Anleitung verfügt das Gerät nicht mehr. Zwar gibt es auf der Innenseite der Box, in der die Logitech MX Brio ausgeliefert wird, ein paar Symbole, die zeigen sollen, wie die Kamera am besten am Monitor angebracht wird, eine detaillierte Beschreibung gibt es allerdings erst über das PDF, das hinter dem QR-Code zu finden ist.
Allzu schwer ist der Anschluss aber nicht. Die Kamera selbst wird per Magnet auf dem Klemmfuß befestigt. Alternativ lässt sie sich über ein Gewinde in ein Stativ drehen. Um dem Klemmfuß noch ein wenig mehr Halt zu geben – der Kamerakopf ist vergleichsweise schwer – lässt sich dieser an die Rückseite des Monitors kleben. Ist die Kamera per USB-C-Anschluss in den Rechner eingesteckt, kann man sofort mit ihr loslegen.
MX Brio: Bildqualität und Einstellmöglichkeiten
Zumindest, wenn der Nutzer auch die entsprechende Software auf dem Rechner installiert hat. Um die MX Brio ideal zu bedienen, verlangt Logitech, dass mindestens eines der firmeneigenen Verwaltungsprogramme, G Hub, Options+ oder Tune vorhanden ist. Welche der drei Optionen letztlich benutzt wird, ist dabei egal und hat nur etwas mit den Vorlieben des Nutzers zu tun: G Hub richtet sich vor allem an Gamer, Tune an Business-Applikationen und Options+ ist für Privatnutzer angelegt.
In allen drei Programmen gibt es vielfältige Einstellungsmöglichkeiten für die Kamera. So kann man unter anderem den Weißabgleich, die Belichtung, die Farbsättigung oder den Kamerawinkel (90, 78 oder 65 Grad) einstellen. Für normale Videotelefonie oder die regelmäßige Morgenkonferenz ist das nicht unbedingt notwendig, aber Logitech richtet sich mit der MX Brio auch an Streamer und alle, die Videoaufnahmen oder Präsentationen halten. Hier freut sich der fortgeschrittene Anwender über die Optionen.
Insgesamt hat die Logitech MX Brio bei normalen Lichtverhältnissen ein gestochen scharfes Bild, wahlweise in einer Auflösung von 4 K (30 Bilder pro Sekunde) oder 1080p (60 Bilder pro Sekunde). Werden die Lichtverhältnisse schlechter, erhöht sich auch das Isorauschen, akzeptabel ist das Bild dann aber immer noch. Dass gerade das Gesicht besonders gut zur Geltung kommt, zum einen am verbesserten Autofokus und auch an der KI, die in der Logitech MX Brio hinterlegt ist.
MX Brio: Der Sound
So sehr sich Logitech bei der MX Brio auch auf den Bereich Bildqualität konzentriert hat, der Sound soll zumindest laut Hersteller nicht zu kurz kommen. Auch hier kommt die kamerainterne KI zum Einsatz und soll den Klang der Stereomikrophone unterstützen und störende Geräusche herausfiltern. Das klappt auch ganz gut, bei Videokonferenzen benachteiligt die hohe Auflösung der Kamera aber den Klang. Durch das 4k-Video benötigt die Kamera eine gewisse Bandbreite der Internetverbindung, das kann in manchen Fällen dazu führen, dass der Sound des Mikrofons blechern wird oder abhackt. Schade ist auch, dass die umfangreichen Einstellmöglichkeiten der MX Brio nur für das Bild verfügbar sind und nicht für den Klang. Wer beim Thema Sound auf Nummer sicher gehen möchte, schließt ein externes Mikrofon an oder ein Headset.
MX Brio: Fazit
Alles in allem ist die Logitech MX Brio eine sehr gute Webcam-Wahl für alle, die hochauflösende Aufnahmen benötigen oder sich mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen. Bei der alltäglichen Videokonferenz wird das wohl noch nicht der Fall sei. Aber spätestens, wenn man sich selbst aufzeichnet, einen Videostream anbietet oder eine Präsentation halten möchte, fallen die Optionen, die die Kamera bietet, sowie der Schwenkarm, sehr positiv ins Gewicht. Da die Auflösung der Kamera aber auch entsprechend viel Bandbreite bei der Internet-Verbindung benötigt, sollte man auf jeden Fall ausprobieren, ob die Leitung dann auch noch die passende Audioqualität mitliefern kann. Das alles hat natürlich auch seinen Preis und mit dem UVP von 229 Euro ist die Logitech MX Brio alles andere als günstig. Mittlerweile gibt es aber auch schon die ersten Angebote, die 10 bis 20 Prozent unter dem UVP laufen.