Manor Lords wollte ich schon vor Monaten ausgiebig testen, doch da es ein Eearly Acces Spiel ist und ich noch andere Spiele und Aufträge priorisiert hatte, wurde es von mir erst mal nach hinten verschoben. Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass der Fokus klar auf Aufbau gelegt ist. Es ist kein actionreiches RTS-Strategiespiel, um sich jederzeit mit seinen Gegnern zu behagen. Ich äußere aber ganz vorsichtig: noch nicht. Denn aktive KI-Gegner sind momentan noch abgeschaltet und wer weiß, wie aktiv es noch wirklich wird, wenn diese Gameplay-Elemente implementiert sind. Stattdessen gibt es externe KI-Gegner, die im Laufe des Spiels Gebiete beanspruchen. Leider kann man viele Optionen noch gar nicht auswählen, wie eine sofortige Aufgabe. Nun werde ich noch intensiver auf die größten Stärken von Manor Lords eingehen.
Der Beginn von Manor Lords
Am Anfang können Sie das Aussehen des Anführers wählen und sogar das eigene Wappen konstruieren. Zudem ist es möglich, dass Sie sich mit härteren Wetterbedingungen fordern können: Unwetter, Dürren und mehr. Auch die Banditenaktivität ist einstellbar oder kann komplett von Ihnen ausgeschaltet oder verstärkt werden. Diese greifen Ihr Lager nicht direkt an, es geschieht nach dem automatischen Zufallsprinzip. Mal werden Werkzeuge gestohlen, dann wieder Nahrung oder auch Brennholz.
Was ich schade finde, dass man keine Wachposten errichten kann, um die automatischen Überfälle dadurch von selbst weitestgehend zu reduzieren. Zumindest habe ich nichts dergleichen gefunden. Man kann schließlich später selbst eine Armee aufstellen, um Banditenlager auf der Karte zu dezimieren, aber das dauert ein wenig. Aber kommen wir jetzt zu den interessanten Mechaniken.
Manor Lords besticht mit vorzüglichem Bau-Gameplay
Zunächst einmal habe ich anfangs einiges falsch gemacht und bräuchte ein paar Anläufe. Unter anderem habe ich eine Jagdhütte direkt im Wildgebiet gebaut und die Tiere später auf diese Weise verscheucht, da man sie so gesehen in deren Lebensraum eingeschränkt hat. Ich finde solche Gameplay-Mechaniken und Aktionen faszinierend. Vor allem hat mir das Ernte-System zugesagt. Sie müssen prüfen, wie gut sich der Boden für Getreide wie Weizen oder Gerste eignet. Außerdem ist die Fruchtfolge ein entscheidender Faktor, um die Erträge somit zu erhöhen. Es ist auch mal gut, ein Feld brach liegen zu lassen, damit es sich erholt. Irgendwo machte es bei mir im Gehirn Klick, dass ich so etwas auch mal in der Schule gelernt hatte, wie wichtig die Fruchtfolge ist.
Es ist also nicht so simpel, dass Sie ein Feld anbauen und sofort Nahrung erhalten. Die Jahreszeiten sind von entscheidender Bedeutung; schließlich wird im September geerntet. Mit einer Mühle können Sie Mehl herstellen, aber achten Sie darauf, dass dies auch nicht einfach nach dem Ernten geht. Der Weizen muss beispielsweise gedroschen werden, indem Sie die Priorität beim Bauernhaus auf hoch stellen, erst dann kann die Mühle arbeiten.
Manor Lords hat interessante Verknüpfungen
In Manor Lords beginnen Sie mit fünf Familien, die Sie entweder für Arbeiten zuteilen oder offen für neue Bauprojekte lassen können. Ihre vorhandenen Untergebenen müssen nicht extra ausgewählt werden, um irgendwo zu einem Bauort zu laufen, stattdessen machen Sie sich von allein auf Weg. Achten Sie aber darauf, nicht alle Familien bereits im Einsatz zu haben, sonst können Sie logischerweise kein neues Gebäude errichten.
Ich habe verschiedene Spielläufe hinter mir und jedes Gebiet hat Vor- und Nachteile. Manche besitzen gute Ackerflächen, andere Lehm- oder Steinvorkommen oder üppige Jagdgebiete für Wildfleisch.
Auch neue Wege sind in Manor Lords bedeutend, damit sich Ihre Arbeiter besser fortbewegen können. Schwerlasten werden sogar mit einem Ochsen bewegt, unter anderem Stämme, um neue Gebäude zu errichten.
Das Errichten von neuen Häusern ist auch Bestandteil, um die Moral Ihrer Arbeiter nicht verkommen zu lassen. Wenn Sie mehr Häuser bauen, bekommen Sie eine neue Siedlungsstufe und Punkte. Anhand des Bildes können Sie sehen, dass noch viele Entwicklungspunkte geschlossen sind und erst im Laufe der Entwicklung freigeschaltet werden. Je nach Bauweise und Region ist Ihre erste Wahl bereits sehr entscheidend.
Bauen Sie die Häuser immer so, dass das Pluszeichen und der Hammer vorhanden sind, denn dadurch haben Sie mehr Platz für Familiennachzug und können den Hinterhof für Gemüseanbau, einen Hühnerstall und viel mehr nutzen.
Interessantes Steuersystem und Erlass von Gesetzen
Sie können nach dem Errichten eines Herrenhauses Steuern erheben und einen Teil sogar für die Kirche abzweigen, um Einfluss zu gewinnen. Selbstverständlich sinkt die Moral bei Steuererhebungen, weswegen Sie zumindest die Grundbedürfnisse Ihrer Arbeiter größtenteils erfüllt haben sollten. Um das Herrenhaus zu bauen, sollten Sie vorher in etwa fünf Hofstätten errichtet haben.
Es ist auch wichtig, dass Sie wissen, dass man bei den Hofstätten ab der zweiten Stufe monatlich Regionsvermögen anhäufen kann, um neue Dinge zu kaufen. Das Geld fließt hier nicht wie Heu. Gerade am Anfang sollten Sie es weise einsetzen wie für den Gemüseanbau oder einen Hühnerstall.
Das Gesetzsystem wirkt auf den ersten Blick interessant, aber leider gibt es noch zu wenig. In der Regel haben die Erlasse sowohl Nach- als auch Vorteile, weswegen Sie diese klug wählen sollten. Bei einer Wahl für strenges Fasten lassen die Bürger jede fünfte Mahlzeit aus, wodurch Sie Nahrung einsparen, aber sich zugleich die Zufriedenheit verringert. Mal schauen, welche Gesetze es in Zukunft noch gibt.
Ein Strategiespiel ohne große Kämpfe
Momentan steht Kämpfen eher noch als Semi-Faktor dar, aber ich bin mir sicher, dass es sich mit festen KI-Gegnern ändern wird. Zwar bekommen Sie anfangs eine kleine Waffenlieferung, um Ihre erste Miliz zu gründen, aber bis Sie eine kleine Armee haben, vergeht etwas Zeit. Je nach Waffentype brauchen Sie unterschiedliche Ressourcen und Ausrüstungen wie Kriegsbögen, Speere oder Schilde.
Anfangs, als ich gar nicht richtig realisiert hatte, dass kein interner Gegner vorhanden ist, war ich erschrocken, als eine große Armee auftauchte, die ein Gebiet innerhalb eines Zeitraums beanspruchen wollte. Ich dachte, wie schaffte es die KI so schnell, eine Armee aufzubauen? Aber es war ja lediglich ein externer Gegner.
Beachten Sie, falls Sie Ihre Gruppe zu einem Gebiet schicken, um den Anspruch zu halten oder Banditen auszuschalten, Ihre Truppen in Ruhe marschieren zu lassen, denn diese verlieren bei einem schnellen Marsch Ausdauer und sind dann nicht mehr annähernd so kampferprobt.
Ich habe mir bereits ein paar Scharmützel angeschaut und finde auch realistische Dinge wie Höhenvorteil oder das Marschieren mit schwerer Rüstung auf Anhöhen ausgezeichnet umgesetzt. Mit Überraschungsangriffen aus dem Unterholz können Sie Ihren Feinden das Fürchten lehren. Ich bin gespannt, welche Elemente noch intrigiert werden. Bisher befindet sich das Kampfsystem auf einem guten Weg.
Was ich besonders gut an Manor Lords finde
- Die Survival-Mechaniken gefallen mir sehr. Ihre Arbeiter müssen gesund durch verschiedene Nahrungsmittel gestärkt werden, damit die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass sie eher krank werden. Sie können sogar Kräuter nutzen, um Ihre fleißigen Untergebenen zu heilen. Aber auch Dinge wie Hunger oder Kälte sind wichtig. Vor allem macht das Spiel deutlich, wie kräftezehrend der Winter im Mittelalter war.
- Vielfältige Bau-Möglichkeiten: Sie können verschiedene Wege bauen, Marktstände errichten, die Größe Ihres Feldes (Morgen) bestimmen und sogar bestimmen, wie umfangreich die Häuser der Bürger gebaut werden sollen. In der Third-Person-Perspektive ist es Ihnen übrigens möglich, im Besichtigungsmodus zu gehen, um Ihre Umgebung naheliegender zu betrachten.
- Fordert mehr als andere Strategiespiele. Ich bin kein großer Strategiespiel-Experte, aber bisher habe ich noch kein Spiel gespielt, das mich mehr gefordert hat als Manor Lords. Man muss wirklich auf viele Details achten. Das Hauptlager besetzen, um wichtige Ressourcen zu verteilen oder auch den Speicher, um diesen mit Nahrung aus anderen Gebäuden zu befüllen. Jederzeit müssen wir als Spieler fähig sein, umzudenken. Wenn ich es mit Stronghold vergleiche, ist beim Errichten gewisser Gebäude Schluss. Nein, hier spielt jedes Gebäude, jeder angelegte Weg und wahrscheinlich auch später jede diplomatische Entscheidung eine große Rolle.
- Tolle Atmosphäre und schöne Soundtracks. Ich mag die authentische Atmosphäre und die Bedeutsamkeit jedes einzelnen Familienmitglieds. Kein Untergebener ist unwichtig und trägt seine Arbeitskraft und Geschick bei, um eine sichere und mächtige Heimat zu errichten. Auch die mittelalterlichen Melodien, der Regen oder ein Windsturm sind schön umgesetzt.
- Technisch läuft es sehr flüssig. Gut, ich spiele mit einer RTX 3090, die immer noch ordentlich Dampf in sich trägt, aber trotzdem bemerkte ich keine starken Schwankungen der Frames und fasse dies als äußerst positiv auf.
Nicht viel zu kritisieren
- Da es ein Early Access Titel ist, habe ich nicht viel zu kritisieren. Ein wichtiger Punkt ist, dass mit zunehmendem Spielverlauf die Übersicht etwas aus den Fugen gerät. Sie müssen viel Mikromanagement durchführen, um Ihr Reich optimal zu beherrschen. Anfangs ist es noch ganz einfach, da es nicht so viel zu tun gibt, aber mit der Zeit wird es deutlich komplizierter. Zugleich habe ich dies aber auch oben als positiven Punkt aufgenommen, da ich es gut finde, wenn man stärker gefordert wird und nicht alles zu simpel ist. Mit ein wenig Übung verstehen Sie die Gameplay-Mechaniken und diversen Gebäudetypen. Während ich den ersten Winter geradeso überstanden hatte, war ich beim dritten Anlauf für ein zusätzliches Jahr bereits versorgt.
Fazit
Manor Lords hat mich nicht losgelassen. Es wirkte für mich wie ein meditativer Ausflug ins Mittelalter – bestehend aus harter Arbeit und dem Kampf ums Überleben. Mir gefallen die unterschiedlichen Optionen unter den Gebäuden und die Survival-Mechaniken wie Unwetter, Krankheiten, Lebensmittelvielfalt, Erfrierung. Auch einige Aspekte des Kampfsystems können sich klar sehen lassen, unter anderem den Vorteil einer Anhöhe und den strategischen Einsatz der verschiedenen Waffentypen. Manor Lords könnte im Laufe der nächsten Jahre wie ein alter Wein reifen und ein erstklassiges Strategiespiel werden. Es ist lange her, dass mich ein strategisches Spiel so mitgerissen hat und ich weiß, dass ich bei den nächsten Updates wieder hineinsehen werde. Meine vorläufige Bewertung liegt bei 8/10 Sternen.