Technik und Wasser sind keine Freunde – normalerweise. Ein Nokia 3310 (das blaue Tastenhandy) konnten weder Stürze noch andere stumpfe Belastungen zerstören. Bei Wasser versagte es hingegen sofort. Heutzutage ist dies in Smartphones, Tablets oder anderen technischen Geräten völlig undenkbar. Doch was ist überhaupt wasserdicht? Was hat es mit den IPX-Schutzarten auf sich? Und gibt es einen Unterschied zwischen wasserfest und wasserdicht?
Was bedeutet IPX? Wofür steht die Abkürzung?
IPX hört sich im ersten Moment wie eine Modellbezeichnung eines neuen Fernsehers oder Smartphones an, steht jedoch für einen internationalen Standard. Dieser beschreibt die Wasserdichtigkeit bei elektronischen Geräten. IP steht für ,,Internal Protection“, zu Deutsch: interner Schutz. Weiterhin ist auch die Bezeichnung ,,Ingress Protection“ bekannt, was den Schutz vor dem Eindringen beschreibt. Das ,,X“ in IPX hingegen steht für einen nicht angegebenen Wert der Schutzart.
Wie erkenne ich die Schutzart der IP-Klassen? In welcher Klasse ist das X in IPX?
Der Schutz vor dem Eindringen beziehungsweise die Internal Protection bezieht sich sowohl auf den Berührungs- und Fremdkörperschutz als auch auf die Wasserdichtigkeit. Letztere ist für den Laien im ersten Moment wichtiger, wobei Staub oder andere Fremdkörper ein elektronisches Gerät ebenso beschädigen können.
Um den Berührungs- und Fremdkörperschutz sowie die Wasserdichtigkeit sofort erkennen zu können, befinden sich hinter den Buchstaben ,,IP“ jeweils zwei Kennziffern, wie zum Beispiel: ,,IP67“. Das Produkt mit der Schutzklasse IP67 ist in der sechsten Schutzklasse beim Staubschutz und in der siebten Schutzart der Wasserdichtigkeit.
Zeigt das Gerät lediglich eine der beiden Schutzklassen, indem es ausschließlich wasserdicht ist oder Schutz vor Staub sowie anderen Fremdkörpern zeigt, zeigt sich dies in einem X. Die Schutzart IP67 sähe, wenn sie ausschließlich wasserdicht ist, so aus: IPX7.
Das X in IPX steht daher für einen nicht angegeben Schutz. Ist die Zahl hinter dem IPX hingegen hoch, wie in IPX8, ist damit zu rechnen, dass das Gerät nicht nur eine hohe Wasserdichtigkeit zeigt.
Was bedeutet Berührungs- und Fremdkörperschutz?
Die erste der beiden Schutzklassen, die häufig als IPX gekennzeichnet ist, bezieht sich auf den Berührungs- sowie Fremdkörperschutz und ist in sechs Schutzklassen unterteilt. Bei Technikenthusiasten und Bloggern ist dies die Schutzart, die häufig als ,,Staubschutz“ missverstanden wird.
Das ist zwar weitestgehend richtig, umfasst die Bezeichnung der Schutzart jedoch nicht vollständig. Lediglich der Fremdkörperschutz bezieht sich auf Staub oder andere kleine Partikel, die in das elektronische Gerät eindringen könnten. Der Berührungsschutz meint stattdessen: wie einfach ist es, an empfindliche Bauteile mit einem Draht oder anderen dünnen Gegenständen zu kommen?
So war es in den ersten Samsung-Smartphones möglich, den Akku zu entnehmen. Das bedeutete aber auch, dass der Hersteller weder IPX noch andere Schutzklassen vergeben konnte, da empfindliche Bauteile mit einem Draht berührt werden konnten.
Wie sind die Schutzklassen unterteilt und welche Schutzart ist staubdicht?
Die erste Schutzart gegenüber Fremdkörper- und Berührungsschutz ist entweder gar nicht angegeben als IPX oder direkt in der höchsten Klasse verordnet. Folgende Schutzklassen beschreiben die Schutzart:
- 0 = kein Schutz
- 1 = Schutz gegenüber festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 50 mm
- 2 = Schutz gegenüber festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 12,5 mm
- 3 = Schutz gegenüber festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 2,5 mm
- 4 = Schutz gegenüber festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 1,0 mm
- 5 = Schutz gegen Staub in schädigender Menge
- staubdicht
Heutige Smartphones, Tablets oder sogar Mähroboter sind beinahe nahtlos verarbeitet. Anschlüsse bleiben verdeckt, Akkus sind für den Nutzer nicht erreichbar oder Teile werden aus einem Block gefräst. So können selbst Partikel mit einem Durchmesser von unter einem Millimeter nicht in die Gehäuse eindringen. Häufig sind Geräte mit IPX oder IP6X-Zertifizierung angegeben, da der Hersteller die erste Schutzart entweder nicht angibt oder die Staubdichtigkeit als Verkaufsargument anführt.
Was bedeutet Wasserdichtigkeit? Gibt es einen Unterschied zwischen wasserfest und wasserdicht?
Die Begriffe wasserfest und wasserdicht stammen nicht aus der Technikwelt, sondern der Modebranche. Dort ist der Unterschied zwischen wasserfesten und wasserdichten Stoffen ebenso relevant wie in der Technikwelt, in der sie fälschlicherweise als Synonyme verwendet werden.
Ein wasserdichter Stoff lässt keine Wassermoleküle durch den Stoff. Egal, wie hoch der Druck oder die Regenmenge ist, der Stoff schützt die Haut. Bei Technikprodukten ist dies ähnlich, aber erst ab der Schutzklasse IPX8. Diese schützt das Gerät selbst auf unbestimmte Zeit vor dem Eindringen von Wasser.
Wasserfest oder wasserresistent bedeutet, dass der Stoff oder das Gerät mit darauftropfendem Wasser grundsätzlich kein Problem hat, jedoch nicht dauerhaft vor einem Durchdringen von Wasser schützt bzw. nicht dazu geeignet es, es in Wasser zu tauchen.
Welche IPX-Schutzklassen gibt es? Was sind typische Geräte für die unterschiedlichen Schutzklassen?
IPX-Schutzklassen wachsen jährlich, denn Hersteller finden immer mehr Wege, ein elektronisches Gerät selbst vor den widrigsten Bedingungen zu schützen. Diese Schutzklassen gibt es aktuell und prototypisch für die jeweilige Klasse eine Art an Produkt:
IPX0: Kein Schutz vor Wasser – Toaster
Es ist das typische Szenario in Filmen, die humoristisch einen Mord darstellen: der Toaster in der Badewanne. Er steht prototypisch für IPX0 oder ist seltenst auch als IPX angegeben. In dieser Kategorie könnten auch andere elektronische Geräte sein, die nie in Kontakt mit Wasser kommen oder sogar sollten.
Diese Schutzklasse ist außerdem beinahe nie zu finden, denn entweder ist es so offensichtlich, dass das Gerät nicht wasserfest ist oder der Hersteller verweist auf die Gefahr von Wasser, statt die Schutzklasse anzugeben.
IPX1: Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser – Kameras
Für den perfekten Schnappschuss gehen Fotografen bis an die Grenzen des Möglichen. Das betrifft auch die DSLR, Digital Single-Lens Reflex. Die digitale Spiegelreflexkamera ist den Bedingungen der Natur ausgesetzt, darunter auch Tropfwasser in Form von Regen.
Dieser trifft auf die Oberseite des Gehäuses und läuft an jeglichen Seiten ab. Die Kamera oder andere elektronische Geräte müssen gegenüber diesem Szenario empfindliche Teile im Inneren schützen. Hinzu kommt, dass das Gerät auch vor senkrecht fallenden Wassertropfen geschützt ist, wenn es um 180 Grad gedreht wird.
Bei dieser Schutzklasse ist es dennoch empfehlenswert, den Kontakt mit Wasser möglichst zu vermeiden. Sollte plötzlicher Starkregen auftreten, ist ein letzter Schnappschuss möglich. Über mehrere Minuten bei Regenfall Fotos zu schießen, ist stattdessen nicht empfehlenswert.
IPX2: Schutz gegen schräg fallendes Tropfwasser, Gehäuse bis 15° geneigt – Lautsprecher
Der Standard IPX2 erschien wenige Monate nach dem ersten IPX Standard und ist heute in den wenigsten Produkten zu finden. Er ähnelt dem ersten Standard und schützt primär vor senkrecht fallendem Tropfwasser. Sollte der Nutzer den Lautsprecher in einem Winkel von bis zu 15 Grad neigen, schützt diese IPX Schutzart weiterhin empfindliche Teile im Inneren des Geräts.
Dass diese Art vorrangig in portablen Lautsprechern zu finden ist, lässt sich auf den Freibadbesuch zurückführen. Portable Lautsprecher sind das typische Gadget für den Freibadbesuch, um auf der Liegewiese Musik zu hören. Spritzt etwas bis wenig Wasser aus dem Becken auf den Lautsprecher oder es regnet plötzlich, versagt er nicht im Dienst.
Auch bei dieser Schutzklasse ist weiterhin Vorsicht angesagt. Bereits ein größerer Schwall Wasser in einem Winkel von bis zu 15 Grad genügt, dass der Schutzstandard versagt.
IPX3: Schutz gegen Sprühwasser, Gehäuse bis 60° geneigt – Leuchten im Außenbereich
Die dritte IPX Schutzklasse ist nun nicht mehr nur gegen fallendes Tropfwasser, sondern auch gegenüber Sprühwasser geschützt. Sprühwasser bezieht nicht nur senkrecht fallenden Regen ein, sondern auch Regen- und Nebelschwaden, die das elektronische Gerät nicht nur von oben treffen können. So kann das Gerät bis zu 60 Grad geneigt sein, ohne Wassereintritt befürchten zu müssen.
Deshalb ist diese IPX Schutzklasse vorrangig in Außenleuchten im Außenbereich zu finden, die aber weiterhin überdacht sind. So ist sichergestellt, dass Starkregen oder andere Wetterereignisse das Gerät nicht durch den hohen Wasserdruck oder durch Wassereintritt im ungeschützten Winkel zerstören. Feuchtigkeit oder leichter Regen, der punktuell auf die Leuchte trifft, ist hingegen ungefährlich.
IPX4: Schutz gegen Spritzwasser aus allen Richtungen (allseitiges Spritzwasser) – Taschenlampen
Diese IPX Schutzklasse ist die erste, die nicht nur vor Sprühwasser oder senkrecht fallenden Tropfen schützt, sondern vor Spritzwasser aus jeglichen Richtungen. Für bis zu fünf Minuten muss die Schutzklasse garantieren, dass 10 Liter Spritzwasser pro Minute dem Gerät keine Schäden zufügen.
So muss der Anwender nicht mehr darauf achten, in welcher Position das Gerät installiert sein muss. Stattdessen kann kurzfristig Spritzwasser aus jeglichen Winkeln auf das Produkt treffen und es trägt keine Schäden davon.
Daher ist diese Schutzart in Outdoor- oder Camping-Zubehör zu finden. Taschenlampen oder anderes Zubehör muss vor Spitzwasser aus jeglichen Richtungen geschützt sein, darf aber nicht nass gelagert werden. Nachdem das Gerät nass wurde, muss es getrocknet werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit in das Gehäuse eindringt.
Erst ab dieser IPX Schutzklasse sind Geräte vor kurzfristigen Regengüssen oder Abenteuern im Freibad tatsächlich geschützt.
IPX5: Schutz gegen Strahlwasser aus allen Richtungen – (Sport)Kopfhörer
Erneut ändert sich mit der IPX Schutzklasse auch der Begriff für das Wasser. Es ist nun nicht mehr fallendes Tropfwasser, Sprühwasser oder Spritzwasser, sondern Strahlwasser. Für bis zu drei Minuten muss die Schutzklasse garantieren, dass Strahlwasser aus beliebigen Winkeln mit 12,5 Litern pro Minute nicht in das Gehäuseinnere gelangt.
Deshalb sind vorrangig Bluetooth-Kopfhörer für den Sport- oder Freizeitbereich mit dieser Schutzklasse versehen. Joggen im Regen, Schweiß im Fitnessstudio oder auch ein versehentliches Begießen mit Wasser führt nicht zum Totalausfall.
Jegliche Sportgeräte oder andere elektronische Geräte, die im Kontakt mit Starkregen kommen könnten, sollten mit dieser Schutzklasse versehen sein.
IPX6: Schutz gegen starkes Strahlwasser bzw. vor dem Eindringen von Wasser bei kurzzeitiger Überflutung – Barttrimmer
Die zweite Schutzklasse für den Schutz gegen Strahlwasser ist etwas robuster und erlaubt die kurzzeitige Überflutung. Konkret ist damit gemeint, dass der Schutz gegen starkes Strahlwasser von bis zu 100 Litern pro Minute und für bis zu drei Minuten besteht. Zum Vergleich: beim Duschen fließen circa 12 bis 15 Liter pro Minute aus dem Hahn, bei deutlich geringerem Druck.
Die kurzzeitige Überflutung meint hingegen das kurzfristige Untertauchen, wenn der Barttrimmer oder Rasierer in die Badewanne fällt. Dort sollte er keinesfalls mehrere Minuten bleiben. Wenn der Nutzer ihn sofort aus dem Wasser holt, bleiben empfindliche Teile intakt.
IPX7: Schutz gegen Eindringen von Wasser beim kompletten Eintauchen für eine begrenzte Zeit – Smartphones
IPX7. Die erste Schutzart, die nicht nur vor Strahlwasser schützt, sondern auch vor dem völligen Untertauchen. Damit ist es die erste IPX-Klasse, die beinahe wasserdicht ist. In einer Wassertiefe von bis zu einem Meter und für maximal 30 Minuten bleibt das Smartphone intakt.
Sollte der Nutzer mit dem Handy ins Freibad gehen und es versehentlich in der Tasche behalten oder Unterwasseraufnahmen tätigen, funktioniert das Modell weiterhin perfekt. Erst ab circa 30 Minuten versagen Dichtungen und lassen Wasser in das Innere des Geräts.
IPX8: Schutz gegen Eindringen von Wasser beim kompletten Eintauchen für eine unbestimmte Zeit (wasserdicht) – Smartwatches
Die letzte IPX Schutzklasse der typischen Endkonsumenten-Produkte ist primär bei Smartwatches oder anderen Extrem-Sportgeräten zu finden. Erst ab dieser Schutzklasse ist das Gerät tatsächlich wasserdicht und gegen andauerndes Untertauchen geschützt. Das einzige Problem dieser Schutzart ist, dass dem Hersteller mehr Freiräume in der Angabe gegeben sind.
Das Gerät muss zwingend dauerhaft gegen Untertauchen geschützt sein und dies mindestens in einer Tiefe von einem Meter. Ob dies nun zwei, drei oder zehn Meter sind, darf der Hersteller entscheiden. So ist die eine Smartwatch so abgedichtet, dass der Anwender mit ihr in mehreren Metern tieftauchen kann, während die andere lediglich knapp die Ein-Meter-Marke überschreitet.
Beim Kauf eines Produkts mit IPX8 muss der Käufer daher zusätzlich darauf achten, bis zu welchem Druck und Wassertiefe das Gerät wasserdicht ist.
Wieso geben Hersteller häufig nur die Wasserdichtigkeit an und verzichten auf die Angabe der Staubdichtigkeit?
Vor wenigen Jahren prahlten Hersteller mit der Staubdichtigkeit der Smartphones, Tablets und anderen technischen Geräten. Dieser Trend hat stark nachgelassen und es findet sich lediglich die Angabe der Wasserdichtigkeit und das IPX. Dies ist auf die Wasserdichtigkeit zurückzuführen, denn ein Wassermolekül ist weitaus kleiner als ein Staubkorn. Da die höheren Wasserschutzklassen sogar gegenüber Wasserdruck schützen, ist das Eindringen von Staub oder anderen Partikeln unmöglich.
Statt indessen eine Lizenzgebühr für die erste Schutzklasse zu zahlen, gibt der Hersteller IPX an und umgeht das Problem. Zudem ist der Staubschutz ein weitaus geringeres Kaufargument als die Wasserdichtigkeit, sodass der ahnungslose Laie auch ein Produkt mit IPX kauft, insofern der Wasserschutz besteht.
Fazit – Schutz ab 4, wasserdicht ab 8
IPX-Klassen wirken auf den ersten Blick verwirrend und es stellt sich die Frage, was letztlich staubdicht oder überhaupt wasserdicht ist. Besonders das IPX ist verwirrend.
Doch bereits ein kleiner Blick hinter die Kulissen genügt, um festzustellen, dass die Klassen aufeinander aufbauen. Besonders der Staubschutz ist heutzutage so hervorragend, dass Hersteller ihn nicht mehr angeben.
Die Wasserdichtigkeit ist stattdessen komplexer und erst ab der Schutzklasse 8 wirklich wasserdicht.