Mechanische Custom-Gaming-Tastaturen, bei denen es wie bei der Razer BlackWidow V4 75% möglich ist, mithilfe der Hot-Swap-Technologie die Tastenschalter auszutauschen, waren lange eine Randerscheinung auf dem Markt. Das hat sich in den vergangenen vier Jahren jedoch grundlegend geändert. Eine Custom-Gaming-Tastatur, deren Tastenschalter und Key Caps Sie nach Ihren persönlichen Vorlieben zusammenzustellen können, ist mittlerweile ein angesagter Trend im Bereich Gaming.
Diesen Trend haben seit gut einem Jahr auch die „großen“ Peripherie-Hersteller erkannt. Man will das Feld nicht allein kleineren Anbietern wie Akko, Ducky, Glorious PC Gaming Race, NZXT oder Sharkoon überlassen. Den Anfang machte Corsair im Juli des letzten Jahres mit der Corsair K70 RGB Pro, Corsairs erstem Custom-Gaming-Keyboard. Zur CES 2023 präsentierte Asus die Asus ROG Azoth mit einer Hot-Swap-Platine, die wir Ihnen in unseren Artikel „Der große Custom-Gaming-Tastatur-Test“ ausführlich vorstellen.
Razer ist der nächste Hersteller, der eine Custom-Gaming-Tastatur auf den Markt bringt und die Razer BlackWidow V4 75% ist das erste Modell, bei dem Sie die Razers hauseigene Tastenkappen und Hot-Swap-Tastenschalter gegen Key Caps und 3/5-Pin-Schalter anderer Hersteller tauschen können. Welche Vorteile die Razer BlackWidow V4 75% noch zu bieten hat und warum wir überzeugt sind, dass die 75-Prozent-Gaming-Tastatur gelungen ist, erfahren Sie in unserem Testbericht.
Razer BlackWidow V4 75%: die wichtigsten technischen Daten
Technische Daten
Bevor wir Ihnen die mit 1,20 bewertete Ausstattung vorstellen und die Ergonomie, das Layout und das Hot-Swap-Feature der Razer Black Widow V4 75% genau unter die Lupe nehmen, finden Sie hier die wichtigsten technischen Daten in der Übersicht:
- Form-Faktor (Tastaturlayout): 75 Prozent (US-ISO, kein Ziffernblock, Mittelblock: 8 Tasten, 4 Doppelbelegungen)
- Anschlussart: 1× USB 3.0
- Beleuchtung: Ja, RGB-Beleuchtung (Einzeltastenbeleuchtung mit 11 Effekten sowie den Einstellungen Tempo, Farbe, Richtung, Dauer Wiedergabe und Start/Ende)
- Tastenschalter: Mechanischer taktiler Razer Orange Schalter der 3. Generation (Hot Swap, haptisch taktil, 49,0 cN [50,0 gf] Aktivierungsdruck, 2,0 mm Auslöseweg, 1,8 mm Rückschaltepunkt und 3,5 mm Hubweg, halbtransparentes Schaltergehäuse, keine Dämmung/Schmierung)
- Lebensdauer Tastenschalter: 100 Mio. Betätigungen
- Makrofunktion/Profispeicher: On-the-fly-Makro-Aufnahme und Speicherung. Zum Abspielen von Makros muss Synapse-Software aktiv sein/Speicher für 5 Profile
- Abmessungen (L × B × H)/Gewicht: 321,0 × 240,5 × 24,0 mm/ca. 986 g
- Weitere Extras: wechselbare Schalter (Hot Swap, 3/5 Pin, North LED), 2 Medientasten (stumm, Play/Pause), Lautstärkeregler (Metallwalze), Underglow-RGB-Leiste links/rechts am Gehäuseboden (je 9 LEDs), Hypershift-Tastenverdoppelung, Knopf zum Abschalten der Win-Taste, nur 4 doppelt belegte F-Tasten, Tasten für die Helligkeitsregelung, NKRO, 8.000 Hz Polling Rate, Dämmung (Schaumstoff für Schaltergehäuse/PBC)
Razer BlackWidow V4 75%: viele Extras der großen Bruders
Das Hauptausstattungsmerkmal der Razer BlackWidow V4 75% ist die Hot-Swap-Platine, die den Tausch von Tastenschaltern möglich macht. Doch auch abseits dieses für Razer-Gaming-Keyboards neuartigen Features hat die Razer BlackWidow V4 75% einiges an Ausstattung zu bieten. Letztere erbt die Gaming-Tastatur in geänderter oder gleicher Ausführung von ihrem großen Bruder, der Razer BlackWidow V4 (Pro). Dazu gehört zuerst die RGB-Beleuchtung für das Gehäuse, dessen Oberseite wertig aus Aluminium gefertigt ist. Rechts und links am Gehäuseboden platziert Razer je 9 RGB-LEDs, um für eine ansprechende Underglow-Beleuchtungsoptik zu sorgen. Die Vorderseite und die gepolsterte, magnetisch andockende Handballenablage sind allerdings nicht mit bunten LEDs verziert.
Für die insgesamt 18 Lichtspender können Sie wie für die programmierbare RGB-Einzeltastenbeleuchtung auch einen der 11 Effekte aus dem Chroma Studio auswählen. Zusätzlich sind Einstellungen wie Tempo, Richtung, Dauer und Wiedergabe Start/Ende möglich. Ist die sehr umfangreiche und einfach bedienbare Software installiert, können Sie sogar jeder Taste die Funktion „Beleuchtung wechseln“ und damit einen der 11 Chroma Effekte inklusive den von Ihnen festgelegten Einstellungen aus dem Chroma-Studio zuordnen. Leider herrscht auch bei der Razer BlackWidow V4 75% wieder Software-Zwang, sodass Sie die bunten Lichttricks nur mit installierter Software zu Gesicht bekommen. Im Auslieferungszustand können Sie nur den Farbwechsel-Effekt bestaunen.
Umfangreiche Ausstattung
Die Razer BlackWidow V4 75% macht aber nicht nur mit ihrem gewohnt umfangreichen und einfach programmierbaren RGB-Lichtfeuerwerk auf sich aufmerksam. Auch die restliche Ausstattung fällt für eine Gaming-Tastatur mit 75-Prozent-Format umfangreich aus, obwohl die Makrotasten und das Razer Command Dial der BlackWidow V4 Pro fehlen. Höhepunkte des insgesamt mit 1,20 benoteten Ausstattungspakets sind ein Lautstärkeregler in Form einer optisch und haptisch wertigen Metallwalze und 2 Medientasten mit knackigem Druckpunkt. Letztere lassen sich anders als der Lautstärkeregler nicht mit neuen Funktionen belegen.
Dazu kommt der Speicher für 5 Profile und Makros, die – einmal zusammen mit einem Profil gespeichert – auch an einem PC nutzbar sind, auf dem keine Synapse-Software installiert ist. Wie bei den meisten Razer-Gaming-Tastaturen können Sie auch bei der Razer BlackWidow V4 75% Makros direkt per Fn + F9/F10 aufzeichnen – die Direktaufzeichnung klappt jedoch nur mit installierter Software! Weitere Extras sind die mit hoher Qualität gefertigten Double-Shot-ABS-Tastenkappen, die für die Programmierung einer zusätzlichen Bedienebene nützliche Hypershift-Tastenverdoppelungsfunktion und eine 8.000 Hz Polling-Rate. Damit sendet die Gaming-Tastatur 8.000 Abfrage in der Sekunde über das USB-3.0-Kabel an den PC, damit dieser jede Tasteneingabe präzise und besonders schnell erkennen kann.
Razer BlackWidow V4 75%: leise, sinnvolles Layout, ergonomisch
Unabhängig davon, ob die Tastenschalter auf die Platine gelötet oder dank Hot-Swap-Technik austauschbar sind, das größte Problem aller mechanischen Tastaturen ist ihre hohe Geräuschkulisse. Gerade das Durchdrücken der Taster bis zum Anschlag oder sehr schnelle, äußerst kraftvolle Betätigungen führen zu einem unüberhörbaren Klackern. Dazu kommt oft das sogenannte Platinen-Pingen. Das ist vorwiegend dann zu hören ist, wenn die Tasten auf der unteren Tastenreihe sowie größere Tasten wie Backspace, Enter, Tab oder Caps Lock mit viel Kraft betätigt werden und das PBC mitschwingt. Dieses Phänomen bekämpft Razer erfolgreich mit einem Dämmsystem.
Wie im Bild oben zu sehen ist, besteht die effektive Dämmung der Razer BlackWidow V4 75% aus mehreren Elementen. Die FR4-Platte, in der die Schaltergehäuse eingesetzt werden, ist rundherum mit Streifen aus Poron abgedichtet. So wird die Lautstärke hörbar gedämmt und die Vibrationen beim Tastendruck nicht an das Tastaturchassis übertragen. Dazu kommen geschmierte Stabilisatoren für Leertaste, die Return-Taste, die Umschalttasten und die Feststelltaste – die sind allerdings bei hochpreisigen Gaming-Tastaturen Standard.
Unterhalb der mit den Schaltern bestückten GFK Platte platziert Razer den ersten Dämmschaum. Der sorgt dafür, dass die Tasten-, respektive die Schalterbewegung, abgefedert wird und die Platine nicht durch die Tastendrucke ins Schwingen gerät. Letzteres wird zusätzlich dadurch verhindert, dass das Gehäuse unten ausgeschäumt ist (doppelte Dämmung). Wer es noch leiser haben möchte, kann die mitgelieferten Tastenschalter zusätzlich gegen geschmierte und gedämmte Varianten tauschen.
Tastenverteilung übersichtlicht
Obwohl das 75-Prozent-Format Kompromisse bei der Anzahl und Mehrfachbelegung der Tasten erfordert, ist die Razer BlackWidow V4 75% ziemlich übersichtlich: Wie bei einem TKL-Modell fehlt auch hier der komplette Nummernblock. Den Mittelblock verkleinert Razer von 13 auf 4 Pfeiltasten und 4 Tasten aus dem oberen Bereich des Mittelblocks. Wichtige Funktionen wie del/pgup/pgdn/ins bekommen eine eigenständige Taste, die auf der zweiten Funktionsebene mit Standby/home/end/pause belegt ist. Für die Druck-Funktion tippen Sie übrigens Fn + P. Das alles macht beim Spielen überhaupt keine Probleme. Blindschreiber werden sich allerdings an die Positionierung der „del“-Taste direkt rechts neben die Backspace-Taste gewöhnen müssen.
Die Ergonomie der Razer BlackWidow V4 75% ist optimal, und das ist für 75-Prozent- und TKL-Modelle keinesfalls üblich. Razer spendiert seiner ersten Custom-Gaming-Tastatur allerdings eine dank Memory Foam angenehm weich gepolsterten Handballenablage. Dort können Sie Ihre Handballen bequem ablegen und erreichen problemlos alle Tasten im Haupttastenfeld. Sie dockt magnetisch an der Gehäusefront an und rutscht dabei vereinzelt mal nach vorn. Abzüge bei der Bewertung der Ergonomie gibt es dafür aber nicht.
Tastenschalter und Tastenkappen: Sie haben die freie Auswahl!
Corsair und Asus haben es mit der Corsair K70 Max (Link zum Test) und Asus ROG Azoth vorgemacht und Razer zieht nach: Anders als bei allen anderen Gaming-Tastaturen des Herstellers können Sie bei der Razer BlackWidow V4 75% nicht nur die Tastenkappen, sondern jetzt auch die mitgelieferten Tastenschalter tauschen. Möglich macht das eine Hot-Swap-Platine, (siehe Bild weiter oben und unten). Die können Sie nicht nur mit Razers hauseigenem Mechanical Schaltern der 3. Generation, sondern jetzt auch mit jedem anderen 3- und 5-Pin Taster bestücken.
Sie haben beispielsweise die Möglichkeit auch 3/5-Pin-Switches zu nutzen, die wie die Glorious PC Gaming Race Lynx/Panda/Fox, Gateron Mochi Linear/Oil Kings/Milky Yellow oder Akko Jelly Black/Match Green/Ajaz Banana/Peach/Kiwi/Blueberry, ab Werk geschmiert sind. Wer es trotz der effektiven Dämmung noch leiser möchte, kann das Hot-Swap-PCB, auf dem sich die RGB-LEDs an der Oberseite des Schalter-Einbauplatzes befinden (North Facing LED) auch mit Silent-Schaltern ausrüsten. Empfehlenswerte Switches sind die Gateron Silent Black/Brown/Red/Yellow/White/Aliaz Silent/Silent Black Ink V2 oder Keebwerk Tactil V2 Silent (siehe Beitrag „Der große Custom-Gaming-Tastatur-Test).
Gehäuseteile nicht tauschbar
Anders als bei der Glorious GMMK Pro oder der Akko 5075S können Sie jedoch keine Gehäuseteile modifizieren oder tauschen. Als Barebone ohne Tastenkappen und Schalter gibt es die Razer BlackWidow V4 75% auch nicht zu kaufen. Dafür hält sich Razer bei der Anordnung und bei den Maßen der Tastenkappen an den ISO-Standard für 75-Prozent-Tastaturen (Größe Leer-, fn-, alt- und ctrl-Taste), obwohl die Razer BlackWidow V4 75% aktuell nur im internationalen US-Tastaturlayout erhältlich ist.
So können Sie zusätzlich auch die Tastenkappen wechseln, um bunte und auffällige Sets zu wählen. In der Tabelle unten stellen wir Ihnen nur eine kleine Auswahl vor. Wer tiefer in die Modding-Materie eintauchen möchte, der findet bei zahlreichen Herstellern wie Candykeys, Geekboards oder KBDFans unzählige Tastenkappen-Sets, die durch Ihre Farbe, Beschriftung und wertige Fertigung (PBT statt ABS) auffallen. Hier gibt es mannigfaltige Möglichkeiten und schnell rutschen Sie in das Rabbit Hole der mechanischen Custom-Tastaturen ab.
Welche tauschbaren Taster hat Razer im Angebot?
Ab Werk ist die Razer BlackWidow V4 75% mit den bei Schreibern und Gamern beliebten mechanischen taktilen Razer Orange Schaltern der 3. Generation bestückt. Der mechanische taktile Razer Orange Schalter der 3. Generation ist bei der schreibenden und spielenden Zielgruppe deshalb so beliebt, weil er taktil ist. Das heißt, er gibt nach einem Vorlaufweg von 2,0 mm (Rückschaltepunkt bei 1,8 mm) ein gut spürbares Feedback. Das spart Spielern Kraft, da er den Taster, dessen Betätigungskraft bei 50 gf (49 cN) liegt, nicht bis zum Anschlag nach 3,5 mm durchdrücken muss.
Ist Ihnen der mechanische taktile Razer Orange Schalter der 3. Generation zu laut, wären die ebenfalls als separates Paket erhältlichen mechanischen linearen Razer Yellow Schalter (3. Generation) eine Alternative. Die lineare, leise Switch löst schon nah 1,2 mm (gesamter Hubweg: 3,5 mm) aus und ist mit 45 cN Aktivierungsdruck leichtgängig. Dazu befindet sich im Schalterinneren ein Dämmmechanismus. Der dritte Schalter, den Sie in als Paket zum Wechseln (37 Stück) erwerben können, ist der Mechanische Klickende Razer Green Schalter der 3. Generation.
Der ist zwar keinesfalls geräuscharm, wird aber trotzdem gerne von Gamern gewählt, da er doppelt taktil ist. Das heißt, er gibt nicht nur nach einem Vorlaufweg von 1,9 mm (±0,40 mm Toleranz) ein gut spürbares Feedback. Er macht sich auch durch ein Klickgeräusch am Auslösepunkt bemerkbar. Beides spart Spielern Kraft, da er den Taster, dessen Betätigungskraft bei 50 gf liegt, nicht bis zum Anschlag nach 4 mm durchdrücken muss.
Razer BlackWidow V4 75% Testfazit
Mit der Razer BlackWidow V4 75% gibt Razers erste Custom-Gaming-Tastatur mit Hot-Swap-Platine ihr erfolgreiches Debüt. Sie punktet mit einer Ausstattung, die für ein 75-Prozent-Modell Top ist und zu der auch eine gepolsterte Handballenablage gehört. Letztere garantiert, dass die Ergonomie so optimal ausfällt wie bei der BlackWidow V4 (Pro). Was bei uns ebenfalls sehr gut ankommt, ist die Tatsache, dass sich Razer beim 75-Prozent-Tastenlayout an Standards hält und somit die Custom-Möglichkeiten deutlich erhöht. Sie können einerseits die 3/5-Pin-Tastenschalter wählen, deren Tippgefühl Sie ganz besonders begeistert.
Zum anderen haben Sie damit Zugang zu einer Vielzahl von Tastenkappen-Sets, mit dem Sie Ihrer Razer BlackWidow V4 75% auch optisch pimpen können. Ab Werk sieht Razers Custom-Gaming-Tastatur nämlich eher schlicht aus. Da ändern auch die Underglow-Beleuchtung und die RGB-Einzeltastenbeleuchtung nichts daran, für die nach wie vor Synapse-Installationspflicht herrscht. Wenn Sie den doch recht hohen Preis nicht scheuen, ist Razers neue Gaming-Tastatur eine Empfehlung für alle, die Welt der Custom-Gaming-Tastaturen einsteigen möchten.
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