Als der erste Razer Iskur, Razers erstes Sitzmöbel für Gamer überhaupt, 2020 sein Debüt gab, erregte er mit seiner speziellen und voll ausgeformten Lordosenstütze großes Aufsehen. Die Konstruktion war eine Innovation und wich deutlich von den in die Rückenlehne integrierten Lordosenstützen anderer Gaming-Stuhl-Anbieter ab. Der erst kürzlich auf den Markt gekommene Nachfolger, der Razer Iskur V2, erbt eine verbesserte Variante dieser speziellen Stütze für die fünf Lendenwirbel.
Bei deren Design sind all die Erfahrungen eingeflossen, die Razer mit dem Iskur V1 gemacht hat. So ist die in die Rückenlehne montierte Lordosenstütze jetzt nicht nur adaptiv, das heißt, sie dreht sich und reagiert auf Körperbewegungen. Sie ist auch in der Wölbung und der Position anpassbar. Dank dieses von Razer als 6-D-Lordosenstütze bezeichneten Alleinstellungsmerkmals soll der Razer Iskur V2 seinen Vorgänger bei der Ergonomie deutlich übertreffen. Kann die Lendenwirbelstütze auch in der täglichen Sitzpraxis überzeugen und ist der Gaming-Stuhl überhaupt komfortabel? Diese Fragen beantwortet unser Test.
Razer Iskur V2: Ausstattung und Eigenschaften in Kurzform
Ausstattungsmerkmale des Razer Iskur V2
- Gesamthöhe (mit Basis): Ca. 129,0 cm bis 139,0 cm
- Breite (auf Schulterhöhe, auf Beckenhöhe)/Höhe Rückenlehne: Ca. 58,0 cm, ca. 32,5 cm/ca. 93,0 cm
- Breite (Außenmaß/Innenmaß)/Tiefe Sitzfläche: Ca. 51,0 cm/ca. 44,5 cm/ca. 85,5 cm
- Gesamtgewicht: 28,0 kg
- Material Fuß/Rollen/Konstruktion Sitz und Lehne/Polsterung/Bezug: Alu-Druckguss (pulverbeschichtet)/PU (60 mm)/Stahlrahmen mit 2 Querstreben (Halterung Armlehnen und Mechanik), die mit einer 2,2 mm dicken, 15,5 × 15,5 mm großen Stahlplatte verschweißt sind (Sitz) und Stahlrahmen mit Streben (Lehne) sowie Kunststoffkonstruktion mit Rahmen und Polster (Lendenwirbelstütze)/Hoch verdichteter gegossener PU-Schaumstoff/lösungsmittelfreies EPU-Kunstleder
- Maximale Belastung/Gasfederklasse: Bis 136 kg/Klasse 4
- Mechanik: Asynchronmechanik (Wippmechanik, Frog-Tilt-Mechanismus), 4 per Hebel blockierbare Einstellungen und Drehknopf für Federkraftverstellung
- Weitere Extras: In die Lehne integrierte, adaptive Lendenwirbelstütze (reagiert auf Bewegungen des Körpers und dreht sich nach links/rechts) mit Höhenverstellung (60 mm) und Tiefenverstellung (40 mm), verstellbares Kopfpolster aus Memory-Schaumstoff, 4D-Armlehnen, grüne Ziernähte an Lehne und den Sitzwangen sowie gesticktes Razer Logo (Lehne)
Wichtige Eigenschaften des Razer Iskur V2 in der Übersicht:
- Zusammenbau: Sehr einfach (ausführliche Anleitung als Abdeckung im Karton)
- Geeignet für Körpergröße (Herstellerempfehlung/PCGH-Einschätzung): 160 cm bis 200 cm/165 cm bis 185 cm
- Verarbeitung Fuß/Höhenverstellung + Mechanik/Sitz/Lehne: Sehr gut/gut bis sehr gut/sehr gut/sehr gut
- Anpassbarkeit Rückenlehne (Winkel zur Sitzfläche): Gut bis sehr gut (kann von 90° bis 152° verstellt werden)
- Armlehnen verstellbar (Höhe/drehbar/vertikal/horizontal): Ja (neunstufig)/ja/ja/ja
- Sitzflächenhöhe verstellbar: Ja, stufenlos per Druckluftheber (10 cm Hubhöhe)
Nur ca. 30 Minuten Aufbauzeit mit dem Karton als Montagehilfe
Wie bisher jeder von uns getestete Gaming-Stuhl aus dem Hause Razer wird auch der Razer Iskur V2 in einem großen und stabilen Karton geliefert. Obwohl dieser beim Transport arg gelitten hat, konnten wir ihn hochkant aufgestellt (siehe Galerie unten) noch für den Zusammenbau des Gaming-Stuhls nutzen. Wie auf den Bildern unten zu sehen ist, kommen auch Teile des Verpackungsmaterials zum Einsatz, um Kratzer bei der Bestückung des Fußkreuzes mit Rollen zu vermeiden.
Die Armlehnen sind bereits an der Sitzfläche montiert und die Chrom-Vanadium-Schrauben verschwinden dank gehärtetem Inbus-Kopf problemlos und wackelfrei in den sauber vorgebohrten Gewinden. Nach gut einer halben Stunde sollte der Aufbau des Razer Iskur V2 erledigt sein. Dabei wird das Anschrauben der Lehne an die Sitzeinheit dadurch erleichtert, dass die linke Metallhalterung für die Lehne mit einer Führung bestückt ist. Noch ein Tipp für Gamer mit sehr breiten Schultern: Lösen Sie die 4D-Armlehnen vor der Montage der Mechanik und schieben Sie diese wie im zweiten Bild unten gezeigt nach außen.
Razer Iskur V2: klassischer Aufbau mit spezieller Lehnenkonstruktion
Wie sein Vorgänger, der erste Razer Iskur, verfügt auch der Razer Iskur V2 über die klassische Grundkonstruktion, die typisch für die in Massenproduktionen hergestellten Gaming-Stühle ist. Die Basis bildet das Fußkreuz, das im Falle des Iskur V2 wertig aus Aluminium-Druckguss gefertigt und schwarz gepulvert ist. Die Verbindung zur Sitzeinheit, an der die Mechanik angebracht ist, wird durch die Grasdruckfeder der Klasse 4 mit 10 cm Hubhöhe hergestellt. Letztere hält laut Hersteller bis zu 136 kg Gewicht aus.
Anders als beim ebenfalls von uns getesteten Razer Fujin Pro (Link) wechselt Razer bei der Basiskonstruktion des Razer Iskur V2 nicht zum typischen Bürostuhlaufbau mit Synchronmechanik. So verfügt der Gaming-Stuhl erneut über eine Asynchronmechanik. Einzige Änderung zum Vorgänger: Anstelle der simplen Butterfly-Variante schrauben Sie nun eine erweiterte Frog-Tilt-Mechanik an die beiden dafür vorgesehenen Streben im Metallrahmen des Sitzes.
Da Razer auf jegliche Elastikgurte verzichtet, sind die beiden Metallstreben, an denen die Asynchronmechanik befestigt ist, zusätzlich per Schweißnaht mit einer 155 × 155 mm großen und 2,2 mm dicken Metallplatte verbunden. Das schafft eine größere Auflagefläche für das Sitzpolster, das beim ersten Iskur noch auf einer Sperrholzplatte auflag. Dazu ist die Basiskonstruktion der Sitzeinheit wie auch die der Lehne nicht mehr aus runden, sondern flachen Stahlrohren zusammengeschweißt.
Das Grundgerüst der Rückenlehne besteht ebenfalls aus einem Rahmen mit diesen flachen Rohren aus Stahl. Dazu kommt der spezielle Aufbau der beweglichen Lordosenstütze, die an runden Querstreben befestigt ist. Damit sich die Stütze für die Lendenwirbel gut wölben kann, besteht die Konstruktion aus flexiblen Kunststoffelementen und einem Kunststoffrahmen, auf dem die Polsterung aufliegt. Dazu ist das stützende Element im oberen Bereich zweifach gelagert und hat ausreichend Spiel, damit es sich um die eigene Achse nach rechts und links drehen kann.
Adaptiv, anpassbar, ergonomisch: die Lordosenstütze des Razer Iskur V2
Das Alleinstellungsmerkmal des Razer Iskur V2, mit dem auch der Hersteller kräftig die Werbetrommel rührt, ist die besondere und vom Gaming-Stuhl-Standard abweichende Lordosenstütze. Einen ähnlichen, sich automatisch an die Körper- und Rückenhaltung anpassenden Stützmechanismus für die Lendenwirbel haben wir zwar bereits beim Thunder X3 Core Loft kennengelernt. Razers Lordosenstütze allerdings hat noch mehr drauf, als nur auf Drehbewegungen Ihres Körpers, sprich Ihres Rückens zu reagieren.
Dank ihres speziellen Mechanismus mit zwei Lagerpunkten im oberen Bereich, neigt sich die adaptive Lordosenstütze einerseits seitlich links und rechts, um sich an Ihre Sitzposition anzupassen und den vollen Kontakt zur Rückenpartie zu garantieren (linkes Bild). Anderseits bietet sie mit einer Höhenverstellung von 60 mm sowie Tiefenverstellung von 40 mm (rechtes Bild) ein Höchstmaß an Anpassungsmöglichkeiten an die Anatomie Ihres Rückens. Die Anpassungen nehmen Sie dabei mit den links und rechts an der Lehne angebrachten drehbaren Knäufen vor und können damit die Höhe sowie die Vorwölbung der Lendenwirbelstütze einstellen. Aus diese Weise sorgen Sie dafür, dass Ihr Rücken stets optimalen Halt findet.
Razer spricht sogar von einer 6-D-Lordosenstütze, wobei das 6 D dann für die sechs verschiedenen Richtungen steht, in die sich die ergonomische Stütze für die fünf Lendenwirbel bewegt: Links, rechts, vor, zurück, hoch und runter. Die Frage, ob diese Bezeichnung wirklich passend ist und ob eine in sechs Richtungen beweglich Lordosenstütze wirklich einzigartig und dazu eine Weltneuheit ist, lassen wir hier unbeantwortet. Fest steht, dass die Technik bestens funktioniert und die Ergonomie spürbar verbessert, weil sie dafür sorgt, dass Ihr Rücken unabhängig von seiner Form und Ihrer Sitzhaltung dauerhaft sehr ordentlich gestützt wird.
Razer Iskur V2: Hier sitzen Sie bequemer als auf dem Vorgängermodell
Da Razer beim Razer Iskur V2 die Lordosenstützen-Konstruktion des ersten Iskur stark verbessert, die Sitzfläche verbreitet und die Seitenpolsterung sichtbar verringert hat, sitzen Sie im neuen Modell noch komfortabler als im Vorgänger. Das harte Sitzpolster sinkt auch bei Gamern mit einem Gewicht ab ca. 100 kg nur wenig, aber dennoch gleichmäßig auf der Konstruktion aus Stahlstreben und der Metallplatte ein. Die Druckverteilung fällt sehr gut aus, da die Sitzfläche nur leicht gewölbt ist. Mit 53,0 cm fällt die Kontaktfläche ausreichend breit aus, da ist auch Platz für breitere Gesäße! Zusätzlich garantiert die Sitzform mit ihren nur minimal ausgeprägten Seitenwangen ausgezeichneten Sitzkomfort, egal ob bei regulär großen oder auch sehr ausgeprägten Hinterteilen.
Dank der Spezialkonstruktion der Lehne bildet die adaptive Lordosenstütze die komplette Stütze für den Rücken und den Lendenbereich. Die ist mittelhart gepolstert und passt sich mit ihren Bewegungsmöglichkeiten sowie der Höhen- und Tiefenverstellung sehr gut an die Rückenform an. Somit bietet die Lehne dem Rücken einen spürbar angenehmen Gegendruck. Die Seitenwangen der Lehne sind deutlicher ausgeprägt als die des Sitzes und ihre Polster sind hart. Da der Rücken jedoch mit diesen auch bei minimaler Wölbung der Lordosenstütze kaum in Berührung kommt, wirkt sich die Seitenpolsterung nicht störend aus.
Die Ergonomie: fast perfekt dank innovativer Lordosenstütze
Die Ergonomie des Razer Iskur V2 fällt sehr ordentlich aus (Wertung: gut bis sehr gut), das garantiert vor allem die Kombination aus dem Sitz mit seiner Form und der Lehne mit ihrer beweglichen, auf seitliche Körperbewegungen reagierenden Lordosenstütze. Leider kann die Konstruktion die Ergonomie nur dann positiv beeinflussen, wenn Sie nicht zu groß für den Gaming-Stuhl sind. Laut Razer dürfen Sie ungefähr 2,00 Meter groß sein, das können wir bedauerlicherweise nicht bestätigen.
Bei Gamern mit einer Körpergröße ab ca. 1,85 m und/oder mit langen Beinen wird die Sitztiefe von 45 cm zum Problem. Deren Becken- und Lendenbereich wird durch die eigentlich sehr funktionale Lordosenstütze zu weit nach vorn geschoben. So ragten bei unserer 1,90 m großen Testperson die langen Beine über eine Handbreit über die vordere Sitzkante hinaus, obwohl die Wölbung der Lordosenstütze auf minimal eingestellt war. Dies begründet unserem Kritikpunkt, dass die bewegliche sowie vertikal und horizontal verstellbare Lordosenstütze in der Lehne die Ergonomie nur bei passender Körpergröße und Beinlänge spürbar verbessert.
Für die volle Punktzahl bei der Ergonomiewertung fehlt dem Razer Iskur V2 auch eine Synchronmechanik. Die in vier Stufen arretierbare Asynchronmechanik mit Frog-Tilt-Mechanismus eignet sich zwar auch für das dynamische Sitzen. Allerdings sind die Rückenlehne und die Sitzfläche nicht flexibel miteinander gekoppelt und bewegen sich nicht in einem festen Verhältnis zueinander. Das macht die Asynchronmechanik weniger ergonomisch als die eine andere Grundkonstruktion erfordernde Synchronmechanik, über die etwa der Razer Fujin Pro verfügt.
Sind Ihre Körpermaße mit dem Razer Iskur V2 kompatibel, garantiert die Lordosenstütze auch bei der als Gamer-Haltung bezeichneten 90-Stellung der Lehne eine optimale Rückenstütze. Stellen Sie die Lendenwirbelstütze auf ihre maximale Tiefe/Ausprägung/Wölbung, verbessert dies die Gamer-Haltung sogar. Sowohl der Becken-, als auch der Lendenbereich werden dadurch nach vorn in Richtung Monitor geschoben. Damit rückt der Gamer näher an das Spielgeschehen.
Fazit Razer Iskur V2
Sie haben die passende Körpergröße für den Razer Iskur V2 und kein Problem damit, dass dieser nur mit einer sauber wippenden Asynchronmechanik und nicht mit einer Synchronmechanik bestückt ist? Dann ist Razers neuer Gaming-Stuhl unsere Empfehlung. Seine harte Sitzpolsterung, seine bewegliche, nicht zu hart gepolsterte Lordosenstütze und die angenehme Haptik des umweltfreundlichen EPU-Kunstleders sorgen dafür, dass Sie auch bei einer ausgiebigen Zocker-Session sau-bequem sitzen.
Die Ergonomie kommt beim Razer Iskur V2 auch nicht zu kurz und fällt dank der speziellen Lehnenkonstruktion mit nach links und rechts neigbarer und verstellbarer Lordosenstütze schon besser als nur gut aus. Hätte Razer beim neuen Iskur-Modell auf eine Synchronmechanik gesetzt, wäre eine Fünf-Sterne-Wertung drin gewesen. Dazu wird der durchweg positive Gesamteindruck dadurch getrübt, dass die geringe Tiefe der Sitzfläche, wie übrigens schon beim ersten Iskur, den eigentlichen empfehlenswerten Gaming-Stuhl für große Gamer ungeeignet macht.
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