Antenne ausfahren, diese in Richtung Sendemast ausrichten und wenn das Rauschen nachlässt, aber der Radiosender deutlicher zu hören ist, darf das Radio keinesfalls mehr angefasst werden. So sah die Realität vor fast einem Jahrhundert aus. Heutzutage rauscht das Radio nicht mehr und die Antenne ist wenn überhaupt Deko – DAB-Radio. Doch was bedeutet das? Was hat das Plus nach DAB zu bedeuten und welche Sender sind mit DAB-Radios empfangbar?
Was ist DAB und was DAB+? Wo liegt der Unterschied?
DAB, kurz für Digital Audio Broadcasting, ist keine Neuerfindung, sondern existiert seit 1999 und führte das Digitalradio ein. Statt analoge Kurzwellen zu verwenden, sendet ein Digitalempfänger die Radiodaten. Doch bereits 2011 sollte auch dieser Standard überholt sein, denn aus DAB wurde DAB+.
DAB+ stellt die Weiterentwicklung von DAB dar und reduziert noch weiter die Audiokomprimierung. Sinnbildlich hierfür steht das ,,+“. Es verweist auf eine bessere Tonqualität und auf die Möglichkeit, dem Nutzer zusätzlich Informationen einzublenden. So stehen auf dem Display nicht nur Interpret und Song, sondern auch Wetter- oder auch Verkehrsinformationen. Welche Informationen dargestellt werden können, ist abhängig vom vorhandenen DAB-Radio.
Seit Ende 2020 müssen in Deutschland verkaufte Radiogeräte mit RDS, Radio Data System, DAB+ empfangen können, weshalb im folgenden Verlauf ein DAB-Radio immer für ein Gerät mit DAB+ steht.
Was ist ein DAB-Radio und wie funktioniert es? Wie empfängt das DAB-Radio DAB+?
DAB und DAB+ schaffen den Umschwung von der analogen in die digitale Welt. Hierzu ist ein DAB-Radio vorerst aufgebaut wie ein klassisches Radio. Es hat einen Empfänger, Lautsprecher und Bedienelemente, um Programme zu empfangen oder die Lautstärke zu regulieren.
Der Empfänger ist das Hauptmerkmal eines DAB-Radios, denn er empfängt digitale Dateien, ähnlich wie ein Fernseher. Deutlich wird das beim Darstellen der Sender. Der Nutzer muss mit einem DAB-Radio nicht mehr einen Senderdurchlauf starten oder die Frequenz einzeln einstellen, sondern kann direkt den Sender auswählen – wie beim Fernsehen.
Möglich machen das digitale Radiowellen, die weitaus mehr Daten an das DAB-Radio und so mehr als nur den Ton des Senders weitergeben.
Was sind die Vorteile von DAB-Radios und DAB+?
Die Vorteile gegenüber der veralteten UKW-Technologie oder sogar DAB sind die folgenden:
Tonqualität – CD-Niveau
Die CD mag zwar auch bereits ein Relikt des vergangenen Jahrzehnts sein, doch sie brachte eine noch bessere Tonqualität als Schallplatten mit sich.
DAB+ basiert auf dem Audio Codec HE-AAC (High Efficiency AAC) v2. Dieser hat die Klangqualität einer CD, sodass Radiohören auch mit Hörgenuss vereinbar sein kann. Vorausgesetzt, der Lautsprecher des Radios ist hochwertig.
Standortunabhängigkeit – Von WDR bis ORB
Jeder Mensch hat seinen Lieblingsradiosender. Dieser ist meist einer der Sender, die lokal senden. Doch spätestens beim Verlassen des Bundeslands war mit diesem Sender Schluss, wenn der Nutzer ein UKW-Radio hatte. Die Ultrakurzwellen können das Signal nicht weitergeben. Mit DAB+ ist das kein Problem. Egal, ob in Bayern, Berlin oder Nordrhein-Westfalen, jeder Sender ist empfang- und hörbar, insofern er einen DAB-Senderplatz innehat.
Senderwechsel – Suche ade
Wie war die Frequenz des Lieblingssenders nochmal? War es 96.5 oder doch 104.3? Warum suchen, wenn es mit DAB+ auch einfacher geht?
Bei DAB+ sind alle Radiosender in einer alphabetischen Liste sortiert. Der Nutzer kann sie direkt auswählen und muss lediglich beim Starten des Radios einmalig den DAB-Suchlauf starten. Beim UKW-Radio war spätestens beim Senderwechsel zu einem nicht-eingespeicherten Sender der Suchlauf notwendig.
Zusatzfunktionen – Radio on demand
Die Sendung des Lieblingsmoderators beginnt schon um fünf, ein Radiosender spielt die verrücktesten Lieder einmal im Monat oder eine besondere Sendung läuft – Vorteile des Radios.
Doch was, wenn der Nutzer genau in diesen Momenten arbeiten muss oder anderweitig verhindert ist? Mit bisherigen Radios war das Radio on demand noch Träumerei, DAB+ hingegen macht’s möglich. Hat das DAB-Radio einen internen Speicher und das vorhandene Modell erlaubt es, kann es das Radioprogramm aufzeichnen. Hinzu kommen weitere Zusatzfunktionen wie Bluetooth oder auch das Verbinden des Radios mit einer Soundanlage.
Zusatzinformationen – Mehr als der Interpret
Das Lied läuft bereits, der Song hört sich hervorragend an, doch der Moderator springt direkt zum nächsten Song. Eventuell wird das Lied am selben Tag erneut gespielt, doch wann?
Während diese Frage bei UKW-Radios unbeantwortet blieb, kann ein DAB-Radio jegliche programmbegleitenden Informationen sowie das Radioprogramm anzeigen. Hinzu kommen Albumcover, präzisere Verkehrsinformationen, Sportergebnisse oder auch Nachrichten. Durch die höhere Bandbreite an digitalen Daten wird sich dieser Service in Zukunft sogar noch ausbauen.
Wo habe ich DAB-Empfang? Welche DAB-Sender kann ich empfangen?
Deutschland ist in puncto Netzabdeckung eines der Länder, die Nachholungsbedarf haben. Das betrifft jedoch nicht das DAB+-Netz. Während Bundesautobahnen vollständig abgedeckt sind, liegt die generelle Netzabdeckung bei über 98 Prozent. Im europäischen Ausland gehört dieser Wert zur Spitze, insbesondere im Hinblick auf die Sendervielfalt.
Während Länder wie Serbien nur vier Sender landesweit ausstrahlen, hat allein Baden-Württemberg 31 regionale/lokale Programme und 29 nationale Programme aus dem Bundesmux.
Worauf sollte ich beim Kauf eines DAB-Radios achten? Kann ich mit DAB+ auch UKW/FM empfangen?
Dass das DAB-Radio DAB+ empfangen und Töne abspielen kann, sind zwar die offensichtlichsten, aber nicht einzigen Kauffaktoren. Folgende Faktoren sind beim Kauf eines DAB-Radios zu berücksichtigen:
Stromquelle – Akku und/oder Netzversorgung
DAB-Radios können auf drei Wegen mit Strom versorgt werden: über den Netzanschluss, Akku oder Batterien. Letztere Modelle sind heutzutage immer wieder zu finden, obwohl sich der Akku längst als mobile Stromquelle durchgesetzt hätte.
Ob der Griff zu einem Modell mit Akku oder zu einem ausschließlichen Netz-Gerät erfolgt, hängt vom Anwendungszweck ab. Steht das DAB-Radio dauerhaft in den eigenen vier Wänden und soll dort für Unterhaltung sorgen, ist der Aufpreis für ein Modell mit Akku nicht gerechtfertigt.
Soll das Radio stattdessen auf Camping-Trips, Festivals oder bei anderen mobilen Einsatzzwecken dabei sein, ist ein Akku unabdingbar. Dieser sollte eine möglichst hohe Zahl an Milliamperestunden haben, sodass der Betrieb dauerhaft gewährleistet ist.
Empfangsbereich – Jeder Sender empfangbar
Nicht jeder Radiosender hat bisher den Sprung in die digitale Funkübertragung geschafft. Entweder sind die Übertragungsrechte zu teuer oder die Hörer suchen weiterhin den Sender auf UKW. Problematisch ist dies dann, wenn das der Lieblingssender ist.
Deshalb sollte das DAB-Radio nicht ausschließlich DAB-Empfang anbieten, sondern auch DAB und UKW/FM empfangen. So bleibt jeder Sender empfangbar, unabhängig von der Quelle der Funkwellen.
Anschlüsse – Digital und analog
Während vor wenigen Jahrzehnten ein Kopfhöreranschluss am Radio noch fortschrittlich galt, stellt dies den absoluten Minimalstandard bei einem DAB-Radio dar. Der Kopfhöreranschluss, auch Aux genannt, kann nicht nur Ausgang, sondern auch Eingang für Lautsprecher oder Anlagen sein. Ist geplant, nicht nur die Lautsprecher des Radios zu verwenden, sollte dieser Anschluss dabei sein.
USB-A oder USB-C? Soll das DAB-Radio mehr als ein Radio sein, sondern auch ein Wiedergabegerät für Smartphones, Tablets oder andere Musikplayer, sollte es mit einem USB-A- oder sogar einem USB-C-Anschluss einherkommen. USB-C ist fortschrittlicher, USB-A aktuell noch weiter verbreitet.
Der letzte der Anschlüsse ist kein analoger Anschluss, sondern eine digitale Schnittstelle – Bluetooth. Noch einfacher als die Verbindung über ein Kabel ist das Abspielen von Musik via Bluetooth.
Wasserschutz – IP-Zertifizierung
Der Abend ist fortgeschritten, die Musik schallt nur noch leise aus dem Radio und plötzlich beginnt es zu nieseln. Schnell alles ins Trockene gebracht, doch das Radio hat es erwischt – es ist nass geworden und funktioniert nicht mehr.
Exakt für solche Situationen, oder wenn das Radio in Feuchträumen wie Küchen und Bädern steht, ist eine IP-Zertifizierung sinnvoll. Sie garantiert, dass das DAB-Radio spritzwasserfest ist und bei Kontakt mit Wasser nicht versagt. Hierzu genügt eine konventionelle IP-Zertifizierung nicht, sondern sie muss mindestens dem IP44-Standard genügen, um spritzwasserfest zu sein. IP65 schützt das Radio sogar vor Strahlwasser. Letzterer Standard empfiehlt sich bei häufigen Ausflügen ins Freibad oder wenn das Radio dauerhaft beim Duschen verwendet wird.
Display – Zusatzinformationen
Displays sind aus den wenigsten Geräten wegzudenken. Sogar Bluetooth-Kopfhörer kommen inzwischen mit einem Ladecase mit Display einher. Wie sinnvoll das ist, bleibt fraglich. Bei DAB-Radios hingegen ist das Display ein tatsächlicher Zugewinn.
Es stellt Zusatzinformationen zum Song oder Verkehr bereit, zeigt die Verbindungsstärke an oder erleichtert die Bedienung. Muss das DAB-Radio nicht zwingend preiswert sein, ist ein Display ein Must-have.
WLAN – Backup-Verbindung
Deutschland ist Vorreiter in der DAB-Technologie und versucht den Funkstandard weitestgehend zu verbreiten. Dennoch gibt es Regionen, in denen nicht nur der Mobilfunk nicht erreichbar ist, sondern auch das Radiosignal.
Noch viel schlimmer kann die Verbindung jedoch in den eigenen vier Wänden sein. Ein modernes Haus ist exzellent gedämmt und die Wände dick – der Feind von Funkwellen. Deshalb empfiehlt sich ein DAB-Radio, das nicht nur auf den DAB-Standard setzt, sondern auch gleichzeitig als Internetradio fungieren kann. So muss das Gerät nicht dauerhaft am Fenster oder anderen Plätzen im Haus stehen, an denen die Verbindung optimal ist, sondern kann auch im Keller oder anderen isolierten Räumen verwendet werden.
Fernbedienung – Bedienung leicht gemacht
Als das erste Radio mit einer Fernbedienung ausgestattet war, war dies ein Highlight der Technikwelt. Heutzutage ist die Fernbedienung der Minimalstandard, eine App-Steuerung hingegen der Gold-Standard.
Wenn das Radio nicht dauerhaft in Reichweite ist, bleibt die Fernbedienung die komfortableste Wahl, um das Gerät zu steuern. Sender auswählen, Lautstärke anpassen oder Einstellungen vornehmen. Die Fernbedienung via App hingegen ist nur bei Modellen mit WLAN möglich, um das DAB-Radio anzusteuern. Sie ist schlichtweg noch komfortabler.
Abschaltautomatik – Einschlafen mit Musik
White Noises, ein Hörbuch oder der Lieblingsradiosender. Die verschiedensten Menschen schlafen auf verschiedenste Weisen ein. Während der eine absolute Stille benötigt, liebt der andere es, dem Radio zu lauschen. Problematisch ist nur, dass das Radio nach dem Einschlafen nicht weiterlaufen sollte. Deshalb haben manche Modelle eine Abschaltautomatik integriert.
Die Abschaltautomatik funktioniert wie ein Schlaf-Timer oder eine Zeitschaltuhr und schaltet das Radio nach einer vorher festgelegten Zeit aus. Das ist nicht nur beim Einschlafen sinnvoll, sondern auch im Akkubetrieb. Wird das Radio vergessen auszuschalten, ist es nach wenigen Stunden in Betrieb leer. Die Abschaltautomatik verhindert das.
Kann ich ein DAB-Radio auf DAB+ aufrüsten?
Erst seit Ende 2020 ist DAB+ für Radios mit RDS verpflichtend. Vor Ende 2020 verkaufte Geräte kommen jedoch lediglich mit DAB einher und ihnen fehlt die Anbindung für den neuen Funkstandard. Anders als bei einem Computer, der durch ein Softwareupdate neue Funktionen bekommt, ist das Upgrade mit einem alten DAB-Radio nicht möglich.
Um dennoch DAB+ empfangen zu können, hilft folgende Option:
Aktive DAB+-Antenne
Um ein bestehendes DAB-Radio oder einen Fehlkauf mit DAB+ nachzurüsten, ist die simpelste Lösung eine aktive DAB+-Antenne. Sie wird möglichst nah an einem Fenster oder Ort mit idealem Empfang ausgerichtet, während das Kabel in das Radio führt. Dieses wandelt die Signale um und ermöglicht somit auch DAB+-Empfang, statt lediglich DAB. Das setzt jedoch voraus, dass das DAB-Radio mit einem Antenneneingang ausgestattet ist. Sollte es diesen nicht haben, da die Antenne im Radio integriert ist, bleibt die Nachrüstung unmöglich.
Stolperfalle Display und WLAN – Wenn plötzlich nur DAB empfangbar ist
Die Regelung der Bundesregierung sollte den Ausbau von DAB+-Empfang beschleunigen und das funktionierte auch. Generell gilt, dass alle Radios mit RDS den neuen Standard empfangen können. Dennoch dürfen auch nach 2020 Radios verkauft werden, die den den neueren Funkstandard nicht empfangen. Dies sind zwei Arten von Radios:
- Stationäre Radios ohne Display
- Stationäre Radios mit Internetempfang
Stationäre Radios ohne Display sollen den ,,Analog-Look“ beibehalten und können daher auch nur mit UKW oder DAB verkauft werden.
Stationäre Radios mit Internetempfang können dieselben Sender empfangen wie DAB+-Radios. Daher müssen sie den neuen Funkstandard nicht integrieren.
Deshalb empfiehlt sich beim Kauf immer auf das DAB+-Logo zu achten, andernfalls ist die Nachrüstung nur bedingt möglich.
Fazit – Die neue Ära des Radiohörens
Das Radio erfährt den alten Charme wieder, doch mit den Vorzügen des 21. Jahrhunderts: Der Ton ist auf Niveau von CDs, mehr Informationen sind durch eine bessere Frequenzbreite möglich und die Verbindung mit dem Smartphone zählt zum Standard. Dennoch bleiben die charmanten Merkmale des Radiohörens bestehen: Der Sender spielt denselben Song das fünfte Mal an einem Tag, der Empfang bleibt kurz aus, da sich ein Störsignal zwischen Radio und Funkstation befindet und es ertönt die Eilmeldung, dass es sich am selben Knotenpunkt mal wieder staut. Und doch zeichnet genau das, das Radio aus, welches mit DAB+ noch ein bisschen besser geworden ist.